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"Synodaler Weg": Rote Karten gezückt, bevor ein Wort gesprochen wurde

Schiedsrichter (Illustration)

„Mein Traum war wirkliche Synodalität – ein echter, offener und fairer Dialog und ein Ringen um Argumente. De facto signalisieren manche Teilnehmer mit in die Luft fliegenden roten oder grünen Karten vom BDKJ, durch Applaus oder Buh‐Rufe, was sie von Wortbeiträgen halten.“ Beim Online-Studientag des Arbeitskreises Christliche Anthropologie mit mehr als 400 live zugeschalteten Teilnehmern berichtete Dorothea Schmidt über ihre Erfahrungen beim Synodalen Weg, dessen zweite Vollversammlung kürzlich stattgefunden hat.

Mit Betroffenheit schilderte die junge Frau die Umgangsformen auf den Vollversammlungen. Papst Franziskus hatte vor zwei Jahren in seinem „Brief an das pilgernde Gottesvolk in Deutschland“ sein Verständnis von einem synodalen Weg erläutert: „Es handelt sich im Kern um einen synodos, einen gemeinsamen Weg unter der Führung des Heiligen Geistes.“ Er wies außerdem auf seine Apostolische Konstitution „Episcopalis communio“ zum Thema Synodalität hat. Dorothea Schmidt fragt sich, ob diese Hinweise bei Teilnehmern des Synodalen Weges angekommen sind.

„Ich habe oft den Eindruck, es geht auf dem Synodalen Weg mehr um Machtpolitk, Interessen und Tagesordnungsmanagement als um Geschwisterlichkeit und Geistlichkeit und das Hören auf den Geist Gottes“, stellte die Katholikin bereits am Anfang ihres Vortrages fest. Dass die Ziele des Synodalen Weges längst festgezurrt waren, habe sie bereits zu Beginn der Veranstaltungen festgestellt: „Jeder Widerspruch dazu sowie Beiträge unter Berufung auf die göttliche Offenbarung wurden im Keim erstickt, Einwände wurden abgelehnt.“

Schon bei der ersten Synodalversammlung sei Teilnehmern das Wort gekappt worden. Kritische Wortmeldungen seien „unter den synodalen Tisch“ gefallen, erzählt Schmidt. „Das kann natürlich passieren, aber seltsam war es.“ Sie habe manchmal den Eindruck, man wolle solche Stimmen am liebsten aus dem Diskurs werfen.

Alternativtexte seien mit dem Argument vom Tisch gewischt worden, dass das „zu viel kleinteiliges Arbeiten“ bedeutet hätte. Kritische Äußerungen zur Mehrheitsmeinung wurden teils als „törichte Bemerkungen“ bezeichnet. Dorothea Schmidt empfand dies als Framing: „In der Schule würde man Mobbing sagen.“

Für den Heiligen Geist bleibe wenig Raum, sich zu entfalten. „Für mich hat diese eigentlich kirchliche Veranstaltung nichts Kirchliches, sondern eher etwas von einem Parteitag.“ Gemeinsames Hinhören: Das sei nicht der Stil des Synodalen Weges. „Wir haben zudem ein bis zwei Minuten Redezeit. Wie soll man in wenigen Worten die kirchliche Lehre und die christliche Anthropologie erklären, die vielen völlig fremd ist? Was der Mainstream sagt und will, muss man nicht näher erläutern, aber die christliche Anthropologie und katholische Lehre sehr wohl.“

Dorothea Schmidt stellt sich im Synoden-Verständnis hinter Papst Franziskus. Sie wolle sich leiten lassen vom Evangelium und dem Erbe der Kirche, nicht aus eigenen Wünschen. „Wir können nicht Gott sein Werk wegnehmen, es korrigieren und ihm zurückgeben mit der Bemerkung: Note 6, setzen. Wir machen’s selber. Genau das tun wir aber auf dem Synodalen Weg.“ Für sie sei entscheidend, sich nicht von den ewigen Gesetze Gottes zu verabschieden, damit die Kirche „anschlussfähig“ für die Gesellschaft bleibe. „Als ich in einem Wortbeitrag über die Ergänzung und Polarität von Mann und Frau sowie zur katholischen Sexualethik sprach – da rauften sich die Matadore die Haare, schüttelten sich vor Entsetzen und rangen vor Empörung um Fassung.“ Dorothea Schmidt: „Wenn wir emotionalisieren, verlassen wir die Ebene der Sachlichkeit, die Basis für eine ehrliche und unaufgeregte Debatte ist.“

Wenn die "Lebenswirklichkeiten der Menschen von heute" bestimmend seien, dann werde aus der katholischen Kirche ein Service‐Unternehmen, das sich an den ständig ändernden Bedürfnissen der Klienten ausrichten müsse. Dorothea Schmidt: „Jesus hat sich nirgendwo eingeschleimt! Es ist Gottes Kirche, nicht unsere.“ Er habe sie uns anvertraut, bleibe aber Stifter und Auftraggeber. 

Unter anderem habe sie gesagt, dass wenn man Sexualität von der Fruchtbarkeit trennt, könne man auch Fruchtbarkeit von Sexualität entkoppeln. „Dann scheint es in Ordnung, den Menschen zu planen und zu produzieren.“ Damit werde aus dem „Geschenk Mensch“ aber ein „Produkt Mensch“. Und was man produzieren könne, das könne man auch zerstören. „Ich denke an die zigtausend Embryonen, die weltweit tiefgekühlt gelagert werden, deren Recht auf Leben missachtet wird. Auch das ist eine Folge davon, wenn der Mensch sich von seiner Natur trennt und sich zum Produkt macht.“

Anlass für den Synodalen Weg seien die zahlreichen Missbrauchsfälle. Die Opfer hätten sich doch gewünscht, dass die Täter sich an der Sexualmoral der Kirche orientiert hätten. Deshalb frage sie sich, wie eine zeitgeistaffine Sexuallehre besser Missbrauch ausbremsen und Opfer schütze könne. „Als ich auf Zahlen, Fakten und Unstimmigkeiten der MHG-Studie hinwies, z.B. darauf, dass mehr als zwei Drittel der Opfer männlich sind, wurde ich – gelinde gesagt ‐ mit einem Schwall empörtester Entrüstung übergossen.“ Bei einer Wortmeldung von Bischof Voderholzer seien die roten Karten bereits flogen, noch bevor er überhaupt ein Wort gesagt hatte.

Dorothea Schmidt vermisst beim Synodalen Weg die Kernthemen wie Glaubensmangel, fehlendes Glaubenswissen und eine fehlende Christusbeziehung – tiefgreifende Probleme, auf die Papst Franziskus in seinem Brief an die Katholiken in Deutschland hingewiesen hatte. „Alle Bitten des Heiligen Vaters, Neuevangelisierung zum Schwerpunkt des Synodalen Weges zu machen, hat das Synodenpräsidium abgelehnt.“

Auch Dorothea Schmidt möchte, dass sich im kirchlichen Leben etwas ändert. Denn etwas hat sie alarmiert: „Ich habe mich gefragt, was diese Menschen erlebt haben müssen, dass sie die Kirche so negativ sehen. Ihr Empfinden muss man natürlich ernst nehmen.“

LINKTIPP: Die Homepage der Initiative mit mehreren Vorträgen im Wortlaut.  

LINKTIPP: Der gesamte Studientag als Video bei YouTube.  

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(Die Geschichte geht unten weiter)

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