Vatikanstadt, 05 Januar, 2022 / 1:54 PM
Ein neuer Anfang für den umstrittenen "Synodalen Weg"? Bei der Generalaudienz im Vatikan am 5. Januar haben Wallfahrer aus Deutschland Papst Franziskus rund 6.000 Unterschriften überreicht. Die Pilger und die Unterzeichner unterstützen das Reform-Manifest der Initiative "Neuer Anfang".
Das in mehreren Sprachen verfügbare Manifest, das nun auch auch Papst Franziskus vorliegt, ist auf der Webseite der Initiative veröffentlicht worden.
Darin bekennen sie die Notwendigkeit grundlegender Reformen der Kirche, kritisieren aber die deutsche Debattenveranstaltung, die als "Synodaler Weg" und "Reformprozess" bezeichnet wird, aber auf dramatische Weise den Ansatz echter Reform verfehle. Dieser deutsche Sonderweg gehe am Kern der Kirchenkrise vorbei:
"Er verletzt den Frieden in den Gemeinden, verlässt den Weg der Einheit mit der Weltkirche, beschädigt die Kirche in der Substanz ihres Glaubens und läuft auf ein Schisma hinaus", befürchten die Initiatoren laut einer am 3. Januar veröffentlichten Pressemitteilung.
Bei ihrer Wallfahrt nach Rom zu den Apostelgräbern beten die Teilnehmer gemeinsam vom 4. bis 8. Januar für die geistliche Erneuerung der Katholischen Kirche in Deutschland. Der Synodale Weg in Deutschland ist – auch nach eigenem Bekunden – keine "Synode" und hat kirchenrechtlich keine Verbindlichkeit. Damit habe er auch keine Legitimität, für alle Katholiken in Deutschland zu sprechen und bindende Entscheidungen für sie zu treffen, so die Initiative "Neuer Anfang". Er sei offenkundig nicht an Prozessen der Umkehr, der Buße und der geistlichen Erneuerung interessiert, sondern versuche vielmehr, das Modell der hochinstitutionalisierten "Betreuungskirche" durch Anpassung und Modernisierung zu retten.
Nach den jüngsten Eklats des umstrittenen deutschen Debattenmarathons – bis hin zu einem Affront der ZdK-Funktionärin Karin Kortmann (SPD) gegen den Päpstlichen Nuntius hat sich Papst Franziskus "aus erster Hand" bereits im Oktober über die Lage in Deutschland informieren lassen.
Zuvor hatte der Papst wiederholt mit zunehmend deutlichen Worten zu Wort gemeldet. Der Vatikan intervenierte zudem wiederholt, um die von ZdK und Bischofskonferenz betriebene Veranstaltung zu korrigieren, die als vermeintlich "verbindlicher Prozess" (sic) durch Kardinal Reinhard Marx und den damaligen ZdK-Präsidenten und CDU-Politiker Thomas Sternberg angekündigt worden war.
Dabei ist der "Synodale Weg" nur das prominenteste Beispiel der Spannungen zwischen Teilen des deutschen Episkopats sowie des "Verbandskatholizismus" und der Weltkirche: Papst Franziskus hat schon 2015 sehr deutliche Kritik mit einer Reihe von Aufforderungen an die deutschen Bischöfe verknüpft. Sie sollten die Neu-Evangelisierung konkret und nachhaltig anpacken, die Sakramente der Beichte und Eucharistie fördern, die Rolle der Priester stärken, akademische Theologie auf den Boden des Glaubens stellen, und ungeborenes Leben sowie Alte und Kranke schützen.
Diese Anliegen griff der Papst knapp vier Jahre später mit dem historischen Schritt eines Briefs an die deutschen Katholiken erneut auf und betonte:
"Dies verlangt vom ganzen Volk Gottes und besonders von ihren Hirten eine Haltung der Wachsamkeit und der Bekehrung, die es ermöglicht, das Leben und die Wirksamkeit dieser Wirklichkeiten zu erhalten. Die Wachsamkeit und die Bekehrung sind Gaben, die nur der Herr uns schenken kann. Uns muss es genügen, durch Gebet und Fasten um seine Gnade zu bitten."
Wer stattdessen meine, "die beste Antwort bestehe in einem Reorganisieren der Dinge", so Papst Franziskus, der falle auf eine Versuchung herein: Die Häresie des "Pelagianismus".
Diese Häresie habe katastrophale Folgen, warnte der Papst das "Gottesvolk in Deutschland" weiter, denn blindes "Reformieren" wird "das Herz unseres Volkes einschläfern und zähmen und die lebendige Kraft des Evangeliums, die der Geist schenken möchte, verringern oder gar zum Schweigen bringen: «Das aber wäre die größte Sünde der Verweltlichung und verweltlichter Geisteshaltung gegen das Evangelium»".
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