Synodaler Weg: Bischof Voderholzer kritisiert MHG-Studie erneut

Bischof Rudolf Voderholzer
Bistum Regensburg

Bei der ersten Synodalversammlung zum sogenannten "Synodalen Weg" in Frankfurt hat der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer erneut die von der deutschen Bischofskonferenz (DBK) beauftragte MHG-Studie kritisiert.

Die MHG-Studie ("Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz") wird vom DBK-Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx und von Funktionären des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) als Begründung für den "Synodalen Weg" ins Feld geführt, um über Veränderungen der kirchlichen Lehre ("Reformpläne") zu debattieren und abzustimmen. Ansatz und Anliegen der MHG-Studie sind jedoch auch von Wissenschaftlern kritisiert worden.  

"Diese Studie muss als unwissenschaftlich gelten, solange es keine Vergleichsstudien gibt", so Bischof Voderholzer in einem Redebeitrag zum Auftakt der Synodalversammlung.

Der Regensburger Oberhirte wies darauf hin, dass die Studie die Hypothese aufwirft, dass der Zölibat den Missbrauch begünstige. Es sei jedoch nicht belegt, dass "die Ehelosigkeit um des Himmelreiches Willen", die jeder Priester vor seiner Weihe verspricht, tatsächlich ein Auslöser für den Missbrauchsskandal sei. Vorderholzer regte an, ein wissenschaftliches Symposium einzurichten, bei dem weitere, unabhängige Mediziner die Hypothese vom Zusammenhang zwischen Missbrauch und Zölibat überprüfen sollen, bevor sie als Tatsache und Diskussionsgrundlage unüberprüft hingenommen werde:

"Mir wäre sehr viel wohler, wenn in dieser Sache mehr Klarheit und Aufrichtigkeit herrscht."

Widerspruch erhielt Voderholzer von anderen Rednern aus der Synodalversammlung. Ein ZdK-Mitglied empörte sich darüber, dass man die Wissenschaftlichkeit der Studie überhaupt anzweifle und stellte den Verdacht in den Raum, einige Bischöfe würden ihrer Verantwortung in der Aufarbeitung der Missbrauchskrise nicht gerecht. Eine junge Frau entgegnete Vorderholzer, dass aufgrund der Dringlichkeit keine Zeit sei für Überprüfungen: "Eine Hypothese gilt so lange als wahr, bis sie widerlegt wird. Warum sollen wir so lange warten, bis sie widerlegt wird?" Eine andere Teilnehmerin richtete einen Appell direkt an alle anwesenden Bischöfe:

"Wollen Sie dass das Bischofsamt relevant bleibt? Wenn Sie das möchten, dann ist das hier Ihre Chance."

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Vorderholzer hatte bereits in einer Predigt zum Silvesterabend kritisiert, dass der Missbrauchsskandal für kirchenpolitische Grabenkämpfe instrumentalisiert werde:

"Die Empörung über den Missbrauch ist das Feuer, auf dem die Suppe des Synodalen Weges gekocht werden soll. Deswegen muss dieses Feuer am Lodern gehalten werden. Es darf durch nichts verkleinert werden, auch nicht durch den wissenschaftlich belegten Hinweis, dass Ehelosigkeit um des Himmelreiches von sich aus mit sexuellem Missbrauch nichts zu tun hat und dass die allermeisten Fälle dieses Verbrechens im familiären Umfeld geschehen durch Menschen, die nicht den Zölibat versprochen haben."

Die Befürchtung, dass der "Synodale Weg" das von Papst Franziskus vorgegebene Ziel der geistlichen Erneuerung und der Neuevangelisierung verfehle, hatte bereits gestern der Jugendbischof der Bischofskonferenz, Stefan Oster, geäußert (lesen Sie seinen Beitrag hier im vollen Wortlaut):

"Entleerter Glaubensinhalt und Struktur werden benutzt und missbraucht, um nur mehr Eigeninteressen zu verfolgen. Die Gefahr der Konzentration auf strukturelle Änderungen sehe ich auch für den 'Synodalen Weg' und bin deshalb dankbar um das Wort des Papstes, der auf den nötigen Primat der Evangelisierung auf diesem Weg hingewiesen hat."

Papst Franziskus hatte im letzten Jahr in seinem Brief "An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" zur Neuevangelisierung aufgerufen und davor gewarnt, dass aktionistische Reformbemühungen "das Herz unseres Volkes einschläfern und zähmen und die lebendige Kraft des Evangeliums, die der Geist schenken möchte, verringern oder gar zum Schweigen bringen".

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