"Verschärfte Finanzlage" im Bistum Würzburg: Kritik an Bistumsleitung

Die Festung Marienberg ist eines der Wahrzeichen der Stadt Würzburg in Unterfranken.
Rudolf Gehrig / CNA Deutsch

Die finanzielle Situation des Bistums Würzburg verschärft sich. Wie der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, Michael Wolf, am Dienstag in einem Interview mit der Regionalzeitung "Mainpost" sagte, werde der vom Bistum für das Jahr 2020 erwartete "Fehlbetrag" von rund 13 Millionen Euro sich sogar "deutlich erhöhen".

Wie CNA Deutsch bereits Ende Mai berichtete, hatte die Bistumsleitung um Bischof Franz Jung bereits früh mitgeteilt, dass man darauf achte, dass die getätigten Investitionen "ethisch und nachhaltig" seien. Bischof Jung möchte zudem nun vor allem "strategische Ziele" in den Fokus rücken. Dies sei nötig, da mit der Coronavirus-Krise der "Einbruch der Kirchensteuereinnahmen" verbunden sei.

Erst vor Kurzem hatte der Würzburger Weihbischof Ulrich Boom (73) überraschenderweise bekanntgegeben sein Amt als Leiter der Hauptabteilung Seelsorge niederzulegen. Boom begründete diesen Schritt auch damit, dass er sich für nicht in der Lage halte, um "weitreichende und tiefgreifende Entscheidungen auf Grund der Finanzlage des Bistums" kompetent zu treffen (CNA Deutsch hat berichtet).

Wiederholte Kritik an Bistumsleitung

Im Interview mit der "Mainpost" warnte Michael Wolf auch vor "einseitigen Sparmaßnahmen". Auf das zu erwartende Minus von 13 Millionen Euro müsse man sich einstellen, der "Fehlbetrag" werde sich noch "deutlich erhöhen". Es könne so nicht weitergehen, mahnte Wolf. "Gerade dann muss man sich zu Wort melden und versuchen, die Richtung so zu beeinflussen, wie es uns, dem Laiengremium, wichtig ist", so der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg. Wörtlich:

"Die Frage ist: Was kann sich die Diözese überhaupt noch leisten? Alle Hauptabteilungen müssen aufgrund der Haushaltssperre kräftig sparen. Überall muss geprüft werden: Was kann ich und was kann ich nicht? Dies wird für jedes Aufgabengebiet innerhalb der Diözese individuell zu lösen sein."

Im Zentrum der Kritik des Diözesanrats steht die von der Bistumsleitung geplanten Wiederbesetzungssperre in der Hauptabteilung Seelsorge. Das Laiengremium befürchtet, dass durch eine Reduzierung der hauptamtlichen Mitarbeiter auf lange Sicht auch die Ehrenamtlichen wegbleiben. Die Seelsorge sei das "Kerngeschäft der Kirche". Ohne eine Nachbesetzung dieser wichtigen Stellen blute die Jugendarbeit und damit auch die "Zukunft der Kirche" schnell aus, erklärte Wolf.

Kritik an der Informationspolitik

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Wolf nahm auch die Informationspolitik des Bistums ins Visier. "Es ist mehrfach passiert, dass Unterlagen extrem knapp verschickt oder sogar erst während einer Veranstaltung vorgelegt worden sind", berichtet der Gremienvorsitzende über den Ablauf des UmstrukturierungsprozessesWie die Diözese selbst mitteilte, hatte unter anderem Vanessa Eisert, die ehrenamtliche Diözesanvorsitzende des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), scharfe Kritik an der Bistumsleitung geübt. Schon im Vorfeld der Herbstvollversammlung dieses Jahres habe es in Zusammenhang mit der Pastoral der Zukunft wichtige Papiere erst "sehr plötzlich" vor der Sitzung gegeben, zu spät, um eine adäquate Vorbereitung zu ermöglichen.

Der Diözesanratsvorstand habe in Folge das Gespräch gesucht. "Damit sollte man meinen, dass dieses 'kleine' Problem mit dem rechtzeitigen Vorliegen der Unterlagen vom Tisch wäre", zitiert die Würzburger Pressestelle die Vorsitzende. Beim Diözesanforum Ende Oktober sei dann plötzlich mit dem "7-Punkte-Plan" ein weiteres wichtiges Papier, das den Verlauf der Gestaltungsphase der Pastoral der Zukunft regelt, aufgetaucht. Eisert daraufhin wörtlich:

"Ein so wesentliches Papier zu veröffentlichen, ohne dies in den Gremien – und damit meine ich nicht nur, aber auch den Diözesanrat – besprochen zu haben, ist nicht nur ein einfaches Übergehen einer Struktur, sondern stellt grundsätzlich in Frage, wie ernst die Entscheidungsträger in dem gesamten Prozess überhaupt den Diözesanrat und damit die Laien in diesem Bistum nehmen, die nebenbei bemerkt geschätzte 99 Prozent der Katholikinnen und Katholiken ausmachen."

Dem Ganzen sei nach ihren Worten in dieser Woche eine Krone aufgesetzt worden, als bekannt wurde, dass weitere Papiere bei der außerordentlichen Vollversammlung besprochen werden sollten, die bis dato noch nicht in der vorliegenden Form bekannt gewesen seien. Deshalb forderte Eisert den Generalvikar Jürgen Vorndran auf, nicht immer nur von der Bedeutung der Arbeit im Team zu sprechen, sondern das auch zu zeigen:

"Wenn auf der obersten Ebene des Bistums gute Teamarbeit nicht vorgelebt wird, wie soll das dann in den Pfarreien funktionieren?"

Aus 600 Pfarreien werden 40 "Pastorale Räume" 

Ende Oktober hatte Bischof Jung bekanntgegeben, dass die insgesamt 600 Pfarreien künftig zu 40 "Pastoralen Räumen" zusammengefasst würden (CNA Deutsch hat berichtet). Auf dem Papier sollen die bisherigen 160 Pfarreiengemeinschaften jedoch bestehen bleiben. "Großpfarreien" soll es nicht geben, betonte der Bischof.

Der ganze Prozess steht unter dem Titel "Gemeinsam Kirche sein – Pastoral der Zukunft" und "koordiniert" nach Angaben der Diözese "die Neustrukturierung im Bistum Würzburg für die Zukunft im Blick auf die sinkende Zahl von hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorgern, Gläubigen und Finanzen". Ziel sei es, in den "neuen Räumen lebendige Gemeinden und innovative Orte und Gelegenheiten von Glaubenserfahrungen zu fördern und damit die Präsenz und Erreichbarkeit von Kirche im Bistum sicherzustellen". Großpfarreien werde es in der Diözese Würzburg nicht geben, hob der Bischof hervor. 

Bis zum Jahr 2025 sollen die 40 "Pastoralen Räume" erprobt, überprüft und gegebenenfalls optimiert werden.

Nach den Plänen der Bistumsleitung soll dabei die Leitung der 40 "Pastoralen Räume" von jeweils drei bis vier Priestern "solidarisch geteilt" werden. Offizial Stefan Rambacher hatte bei der Vorstellung des Konzeptes erklärt, dass diese Möglichkeit der Leitung "in solidum" ausdrücklich im Kirchenrecht vorgesehen sei. Die gleichberechtigten Priester sprächen sich dann untereinander ab. Einer von ihnen, der zum "Moderator" ernannt oder gewählt werde, entscheide als "primus inter pares" in Streitfragen, so die Erklärung.

Am 8. Dezember 2020, dem Hochfest Mariä Empfängnis, hat Bischof Jung die "Steuerungsgruppen" in die 40 "Pastoralen Räume" im Bistum Würzburg ausgesandt. Eine Steuerungsgruppe umfasst zwischen zwei und vier Personen und ist nach Angaben der Diözese "für die Ausgestaltung des Pastoralen Raumes gebildet".

Ihre Aufgabe sei es zunächst, die Arbeit der Pfarreiengemeinschaften zu evaluieren und zu entscheiden, ob sie als Untergliederungen im "Pastoralen Raum" weiterarbeiten oder ihre Zusammensetzung verändert werden soll. In jeder Gemeinde einer Untergliederung soll bis zum Ende der Gestaltungsphase ein "Gemeindeteam" aus Ehrenamtlichen oder anderen "verlässlichen Kontaktstrukturen" etabliert sein.

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