Chinesische Hacker sollen "seit Monaten den Vatikan infiltriert" haben

In einem Fall nutzten die Angreifer eine elektronische Datei mit einem Kondolenzschreiben von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin

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Holger Link / Unsplash (CC0)

Chinesische Hacker sind in den vergangenen drei Monaten in die Computernetzwerke des Vatikans eingedrungen. Die Cyber-Attacke ist offenbar ein systematischer Spionage-Versuch des kommunistischen Regimes mit Blick auf das kontroverse Abkommen des Vatikans mit der Volksrepublik, das im September neu verhandelt werden soll.

Der Angriff wurde von der US-Firma "Recorded Future" entdeckt. Das Unternehmen hat seinen Bericht dazu am 28. Juli im Internet veröffentlicht. Unter anderem berichtet auch die "New York Times" über die Enthüllungen.

Am 18. Juli meldete CNA Deutsch bereits, dass die Diözese Hong Kong Ziel eines Hacker-Angriffs des Regimes geworden ist. Nach Einschätzung der Experten von "Recorded Future" war dieser Angriff Teil einer breiteren Infiltrations-Kampagne.

Dies ist das erste Mal, dass Hacker, von denen die Cybersicherheitsexperten von Recorded Future annehmen, dass sie für den chinesischen Staat arbeiten, öffentlich dabei erwischt wurden, wie sie sich direkt in den Vatikan gehackt haben.

Die Angreifer unterwanderten auch eine in Hongkong ansässige Gruppe von Vatikan-Vertretern, die bei den Verhandlungen über den Status der katholischen Kirche in China eine Rolle gespielt haben sollen, so die "New York Times".

Kondolenzschreiben von Kardinal Parolin

Die Angriff-Serie begann bereits Anfang Mai. So wurde in einem legitimen Brief des Vatikans an Msgr. Javier Corona Herrera, Leiter der Studienmission in Hongkong, eine Cyber-Attacke versteckt, schreibt Recorded Future.

Es war eine raffinierte Täuschung: Eine elektronische Datei, die aussah, als befände sie sich auf dem offiziellen Briefpapier von Erzbischof Edgar Peña Parra. Der Brief enthielt eine Botschaft von Kardinal Pietro Parolin, dem Staatssekretär des Vatikans. In seiner Botschaft brachte Kardinal Parolin die Trauer des Papstes über den Tod eines Bischofs zum Ausdruck.

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Es ist unklar, ob der Brief gefälscht war oder ein echtes Dokument, das sich die Angreifer beschafft und dann mit Malware verwoben hatten. Dank dieses Angriffs verschafften sie sich Zugang zu den Computern der Kirche in Hongkong und den Mail-Servern des Vatikans. Recorded Future kam zu dem Schluss, dass der Angriff "höchstwahrscheinlich" im Zusammenhang mit den Verhandlungen über die Verlängerung der Vereinbarung von 2018 stand.

Setzt der Vatikan den Deal fort?

Es wird erwartet, dass der Vatikan und Peking im September Gespräche über das Abkommen führen wird. Dessen eigentlicher Inhalt ist geheim, soll aber der Ernennung von Bischöfen dienen.

Die Vereinbarung wird als "schwerer Fehler" und ein "Debakel" sowohl von prominenten Katholiken wie Kardinal Joseph Zen als auch westlichen Experten und Regierungsvertretern bewertet.

Dennoch hat der Vatikan vergangene Wochen angedeutet, mit dem Regime weiter verhandeln zu wollen. In einem italienischen TV-Interview sagte Erzbischof Claudio Maria Celli, einer der Hauptverhandlungsführer, dass der Heilige Stuhl  "diesen Schritt fortsetzen und voranschreiten will".

(Celli forderte auch im Dezember 2018 zwei Bischöfe auf, Kandidaten der Kommunistischen Partei zu weichen).

Laut der US-Kommission für Religionsfreiheit hat der von Papst Franziskus verantwortete Deal dazu beigetragen, dass sich die Lage der Christen im Land – sowie weiterer Minderheiten – dramatisch verschlechtert hat

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