Marianne Schlosser: Wer Zölibat "erleichtert", der überspielt die Krise des Glaubens

Renommierte Theologin warnt auch vor "Verbürgerlichung" kirchlicher Ämter

Prof. Marianne Schlosser im Interview mit EWTN.TV
EWTN

Eine führende Theologin hat vor der "Verbürgerlichung" kirchlicher Ämter gewarnt. Weder beim Zölibat noch bei der Weihe geht es um Funktionen oder Macht, betonte Marianne Schlosser. Die eigentliche Ursache für die Krise des Zölibats sei letztlich die gleiche Ursache wie für die Krise der Ehe: Eine Krise des Glaubens.

Die Ratzinger-Preisträgerin sagte gegenüber EWTN.TV, dass die Ehelosigkeit sich am Vorbild von Jesus Christus selbst orientierte, und das aus gutem Grund.

"Der Zölibat ist die verkörperte Bereitschaft zu wachsen in einer Liebe, wie es sie Jesus Christus selber hat – zum Heil der Menschen".

Wenn das zölibatäre Leben mit dem Amt verbunden wird besagt, dass ein Amt in der katholischen Kirche nie eine reine Funktion ist. Es wird aus dem Bereich der pragmatischen Lösungen herausgenommen, es ist nicht funktional.

Es erfordert von demjenigen der geweiht wird, eine Bereitschaft zur Nachfolge.

Und dafür steht eigentlich der Zölibat: Er ist sozusagen das deutlichste Zeichen dafür, dass man bereit ist, der Gesinnung Christi sich anzugleichen.

Das ist eine große Herausforderung, räumt Schlosser ein. Doch sie betont: "Das bewahrt auch das Amt vor 'Verbürgerlichung' – vor den pragmatischen Lösungen, die man oft meint so schnell haben zu können."

Ehe wie Ehelosigkeit sind dauerhaft

Mehr in Vatikan

"Zölibatäres und eheliches Leben haben etwas gemeinsam: Eine dauerhafte, lebenslängliche Entscheidung."

Diese Form von Entscheidungen seien in der Krise, deren Ursache eine Krise des Glaubens ist, so Schlosser.

Wenn man daher sagt, man löst Probleme, in dem sie "erleichtert", warnte die Theologin im Gespräch mit EWTN am Rande der Sitzung der Ratzinger-Schülerkreise in Rom: Dann macht man den Fehler, dass man die Glaubenskrise, die wir haben, überspielt.

Die Ratzinger-Schülerkreise riefen zum Auftakt der Amazonas-Synode gemeinsam zu einem sakramentalen Weiheverständnis auf – und veranstalteten zum ersten Mal ein öffentliches Symposium, in dem Redner eine sehr klare und differenzierte Absage an ein falsches Verständnis von Priestertum, Sakramenten und den Zölibat leisteten, wie CNA Deutsch berichtete.

Schlosser hatte sich bereits im September vom "verbindlichen Synodalen Weg" distanziert, den Kardinal Reinhard Marx für die deutsche Bischofskonferenz angekündigt hat. Das Forum über Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche, zu dem sie eingeladen worden war, sei fixiert auf das Weihesakrament: Es werde die längst ausdiskutierte, lehramtlich wie geschichtlich geklärte Frage gestellt, dass Frauen nicht zu Priestern geweiht werden können, so die renommierte Professorin.

betonte auch, dass es sich bei der Priesterweihe nicht um eine disziplinäre Frage handelt. Daher könne ein "synodales Forum in gemischter Besetzung" dieses ohnehin nicht verhandeln und abstimmen.

Die Theologin äußerte auch die Befürchtung einer voranschreitenden Polarisierung der Kirche in Deutschland. Diese sei einer Klärung nicht förderlich.

Papst Franziskus hat die aus dem bayerischen Donauwörth stammende Wiener Professorin sowohl in die Internationale Theologenkommission berufen als auch die Kommission zum erneuten Studium der Frage, ob und wie es einmal weibliche Diakonate. Ein solches fordern Protagonisten der von Papst Franziskus einberufenen Amazonas-Synode.

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