"Nicht Synodalität im Sinne der Kirche": Kardinal Schönborn kritisiert "Synodalen Weg"

Kardinal Christoph Schönborn bei der Pressekonferenz im Vatikan am 18. Januar 2016
CNA/Daniel Ibanez

Kardinal Christoph Schönborn hat den deutschen "Synodalen Weg" im Gespräch mit der Zeitschrift "Communio" (aktuelle Ausgabe) mehrfach scharf kritisiert.

"Wenn in der dritten synodalen Versammlung in Deutschland abgestimmt wurde über die Frage, ob darüber diskutiert werden soll, ob es einer Zukunft des geweihten Amtes überhaupt bedarf, und dieser Antrag mit 95 Ja-Stimmen und 94 Neinstimmen beantwortet wurde, dann ist hier etwas falsch gelaufen", erklärte der 77-jährige Wiener Erzbischof.

Über solche Fragen könne man "nicht synodal verhandeln", so Schönborn. "Hier hätte das Präsidium einschreiten müssen. Das ist nicht ein verhandelbares Thema."

Es gebe "Vorgaben, die zutiefst in der Bibel und der Tradition der Kirche verwurzelt sind", erläuterte der Kardinal. "Man stelle sich Diskussionen im Judentum unter Absehung von der Tora vor. Und man stelle sich einen synodalen Weg unter Absehung vom depositum fidei vor. Das ist nicht mehr Synodalität, das ist ein anderer Weg, aber sicher nicht Synodalität im Sinne der Kirche."

Der Kardinal verurteilte damit die aufsehenerregenden Ereignisse der Versammlung in Frankfurt im Oktober 2021 (CNA Deutsch berichtete). 

"Instrumentalisierung des Missbrauchs"

Zudem verurteilte Schönborn den "Synodalen Weg" als "eine Instrumentalisierung des Missbrauchs. Zumindest besteht die Gefahr. Denn hier werden missbräuchliche Verhaltensweisen eingesetzt, um Forderungen der Kirchenreform zu behandeln und versuchsweise zu entscheiden."

"Dass diese Fragen diskutiert werden, ist ein eigenes Thema", räumte der Kardinal ein. "Die Reformthemen sind ja seit langem auf der Tagesordnung. Das wissen wir alle. Aber nun die Missbrauchsfrage heranzuziehen, um diese Themen voranzubringen, halte ich für falsch."

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Er sei "doch etwas befremdet", "dass man so schnell vom Missbrauchsthema zu Kirchenverfassungsfragen übergeht, denn die Evidenz dieses Konnex' ist bei Weitem nicht reflektiert und erwiesen".

"Ist das wirklich ein direkter Konnex, dass Missbrauch in der Kirche geschehen ist, weil es keine Gewaltenteilung im Sinne demokratischer Rechtsstaaten gibt?", fragte Schönborn. "Ich bezweifle das."

Den Vorwurf, der "Synodale Weg" instrumentalisiere das Leid der Missbrauchsbetroffenen, haben auch Opfer sexueller Gewalt erhoben. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz wies diesen jedoch im September 2021 mit großer Schärfe zurück. Solche "Unterstellungen" seien "sehr unerlaubt" und "sehr anmaßend", sagte dazu Bischof Georg Bätzing von Limburg damals öffentlich

Heilmittel gegen Klerikalismus

Mit Blick auf das Thema Klerikalismus sagte der Kardinal, das "Heilmittel gegen den Klerikalismus ist, pardon, es so schlicht und deutlich zu sagen, die Nachfolge Jesu".

"Von Umkehr und Nachfolge ist auf den Debatten des Synodalen Weges zu wenig zu hören", so Schönborn. Der Maßstab für das kirchliche Amt müsse "die dienende Gestalt Jesu" sein.

"Der Missbrauch, der durch Priester geschehen ist, ist sicher die schlimmste Form von Missbrauch", erklärte der Wiener Erzbischof. "Aber das als Argument dafür zu nehmen, dass die Stiftung Jesu geändert oder korrigiert werden muss, scheint mir verfehlt."

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