Papst Franziskus äußert sich zum umstrittenen "Synodalen Weg", erinnert an sein Schreiben

Papst Franziskus bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz am 8. November 2017.
Daniel Ibanez / CNA Deutsch

Mit einem Merkel-Zitat und Überlegungen zu den vielen Krisenherden in Kirche und Politik, vom umstrittenen "Synodalen Weg" in Deutschland bis zu seinem Vorgehen gegen die traditionelle lateinische Messe und der Lage in Afghanistan hat sich Papst Franziskus in einem neuen Interview zu Wort gemeldet.

Der kontroverse "Synodale Weg"

Ob er "schlaflose Nächte" habe wegen des Synodalen Wegs in Deutschland, fragt der Interviewer des spanischen Radiosenders COPE den Papst wörtlich. 

Franziskus antwortet, er habe sich "erlaubt, einen Brief zu schreiben. Einen Brief, den ich selbst auf Spanisch geschrieben habe. Dafür habe ich einen Monat gebraucht, zwischen Beten und Nachdenken. Und ich habe ihn zur richtigen Zeit abgeschickt: das Original auf Spanisch und eine Übersetzung ins Deutsche. Und dort drücke ich alles aus, was ich über die deutsche Synode denke. Es ist alles da".

Ob der Papst damit seinen Brief an die Katholiken in Deutschland meint, der 2019 veröffentlicht wurde und wenig Reaktionen hervorrief, ist nicht zu 100 Prozent bestätigt. 

Das Schreiben - hier der volle Wortlaut - war an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland gerichtet und rief zur Evangelisierung auf. Dieses Anliegen als Forum des Synodalen Wegs anzunehmen, lehnte eine Mehrheit der umstrittenen Veranstaltung jedoch ab.

In seinem 5.700 Worte langen Brief betont der Papst jedoch wiederholt mit großer Deutlichkeit, dass die Kirche dazu da ist, den Glauben zu verkünden. Nicht weniger deutlich warnt er vor einer davon unabhängigen "Modernisierung" und vor Reformen, die nicht die Evangelisierung und das Wiederbeleben der Sakramente zum Ziel haben.

Der spanische Journalist hakt indessen im neuen Interview mit dem Hinweis nach, dass Protest aus Deutschland nichts Neues sei, mit einer Anspielung auf den Protestantismus aus dem Lande Luthers: "Die Geschichte wiederholt sich", sagt Carlos Herrera.

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Papst Franziskus antwortet wörtlich: "Ja, aber ich würde auch nicht zu dramatisch werden. Viele Bischöfe, mit denen ich gesprochen habe, sind nicht böswillig. Es ist ein pastoraler Wunsch, aber einer, der vielleicht einige Dinge nicht berücksichtigt, die berücksichtigt werden müssen, wie ich in dem Brief erkläre".

Wie CNA Deutsch berichtete, warnte sein Schreiben im Jahr 2019 unter anderem die deutschen Katholiken vor einer Zerstückelung der Kirche.

So forderte Papst Franziskus wörtlich, "sich gemeinsam auf den Weg zu begeben mit der ganzen Kirche" und sprach die "communio [Gemeinschaft] unter allen Teilkirchen in der Weltkirche" an. Er wies darauf hin, "gerade in diesen Zeiten starker Fragmentierung und Polarisierung sicherzustellen, dass der Sensus Ecclesiae auch tatsächlich in jeder Entscheidung lebt" und dass die "Teilkirchen in und aus der Weltkirche leben und erblühen; falls sie von der Weltkirche getrennt wären, würden sie sich schwächen, verderben und sterben. Daraus ergebe sich die Notwendigkeit, die Gemeinschaft mit dem ganzen Leib der Kirche immer lebendig und wirksam zu erhalten", in dem "Wissen, dass wir wesentlich Teil eines größeren Leibes sind".

Dabei fand Franziskus auch klare Worte für die dramatische Situation des Glaubenslebens in Deutschland.

"Heute indes stelle ich gemeinsam mit euch schmerzlich die zunehmende Erosion und den Verfall des Glaubens fest mit all dem, was dies nicht nur auf geistlicher, sondern auch auf sozialer und kultureller Ebene einschließt", schreibt der Papst den deutschen Katholiken.

Dies gelte – wie Papst Benedikt XVI. bereits festgestellt habe – auch und gerade für traditionell katholische Regionen.

Er selbst habe bereits 2015 die deutschen Bischöfe vor der "lähmenden Resignation" gewarnt und gemahnt, ihr Heil nicht in Verwaltungsreformen zu suchen, fährt Franziskus fort.

 "Ich erinnere daran, was ich anlässlich der im Jahre 2015 sagte, dass nämlich eine der ersten und größten Versuchungen im kirchlichen Bereich darin bestehe zu glauben, dass die Lösungen der derzeitigen und zukünftigen Probleme ausschließlich auf dem Wege der Reform von Strukturen, Organisationen und Verwaltung zu erreichen sei, dass diese aber schlussendlich in keiner Weise die vitalen Punkte berühren, die eigentlich der Aufmerksamkeit bedürfen."

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Wie CNA Deutsch berichtete, hatte Papst Franziskus bereits 2015 sehr deutliche Kritik an den deutschen Bischöfen geübt.

Organisatoren des umstrittenen "Synodalen Wegs" dagegen bezeichneten das Papstschreiben wiederholt als "Ermutigung" für den "Synodalen Weg"; darunter Kardinal Reinhard Marx, dessen Nachfolger als Präsident des Prozesses, Bischof Georg Bätzing, sowie der Ko-Präsident Thomas Sternberg (CDU) vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken. 

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