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"Synodaler Weg": So soll die deutsche Debatten-Veranstaltung im September weitergehen

ZdK-Präsident Thomas Sternberg bei einer Pressekonferenz zum "Synodalen Weg".

Die mit großem finanziellen und logistischen Aufwand betriebene Debatten-Veranstaltung "Synodaler Weg" soll nach einer längeren Coronavirus-Pause weitergehen. Ob die offenen Fragen über den Prozess dabei geklärt werden, ist jedoch unklar.

Die nächste Synodalversammlung (die letzte fand Ende Januar in Frankfurt statt, CNA Deutsch hat berichtet) sollte ursprünglich vom 3. bis 5. September 2020 wieder in Frankfurt am Main stattfinden. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie soll es stattdessen am 4. September insgesamt fünf Regionalkonferenzen geben.

Die als "Reformprozess" bezeichnete Veranstaltung der deutschen Bischofskonferenz und des "Zentralkomitees deutscher Katholiken" will zwei Jahre lang über Macht, PriestertumRolle der Frau in der Kirche und Sexualmoral der Weltkirche reden und dann über unverbindliche Beschlüsse abstimmen. Nach mehreren Interventionen des Vatikans sind diese von Kardinal Reinhard Marx ursprünglich als "verbindlich" bezeichneten Abstimmungen rechtlich wirkungslos

Infolge der kritischen Interventionen des Vatikans mussten die deutschen Organisatoren die Debatten-Veranstaltung mehrfach nachbessern. Trotz eines historischen Schreibens von Papst Franziskus und Zwischenrufen von Bischöfen und Laien behandelt derzeit keines der Foren des "Synodalen Weges" die Neuevangelisierung.

Führende Theologen, aber auch deutsche Bischöfe haben zudem weitere, massive Bedenken an dem Prozess angemeldet – bis hin zu dessen Grundlage: Eine unter medizinischen Experten stark umstrittene Studie steht selbst in Kritik.

Stoppschilder aus Rom missachtet?

Durch die Coronavirus-Pandemie ist in Deutschland zeitweise nicht nur das kirchliche Leben, sondern auch der Fortgang des "Synodalen Weges" zum Erliegen gekommen. Bereits Ende Mai hatten in einem Brief an die Teilnehmer der Synodalforen Bischof Georg Bätzing und der Spitzenfunktionär und CDU-Politiker Thomas Sternberg betont, dass die Veranstaltungs-Themen aus ihrer Sicht noch Gültigkeit behielten. Die Coronavirus-Krise füge dem Event "eine neue Dimension" hinzu.

Geändert hat sich seitdem vor allem der logistisch ohnehin aufwändige Rahmen.

Statt einer großen Synodalversammlung werden die Arbeitsgruppen zu je maximal 50 Teilnehmern auf die Regionalkonferenzen in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Ludwigshafen und München verteilt. Neben den bisherigen Themen soll es auch zu einer "Zwischenbilanz" aus den "kirchlichen Erfahrungen in der Coronavirus-Krise" kommen, heißt es bei den Veranstaltern.

Zur Sprache kommen soll in den einzelnen Gruppen auch die von Papst Franziskus approbierte, verbindliche Pfarrei-Instruktion. In diesem Schreiben, das Ende Juli an alle Pfarreien der gesamten Weltkirche verschickt wurde, erinnerte der Vatikan die örtlichen Kirchenvertreter an die Priorität der Glaubensvermittlung in den Pfarreien. Ferner erteilte die Instruktion allen Bestrebungen eine Absage, die Leitung von Pfarreien in die Hände von Laien zu legen.

Viele Kirchenvertreter aus Deutschland haben auf die Pfarrei-Instruktion mit Empörung reagiert (CNA Deutsch hat berichtet). Zuvor war bereits der Trierer Bischof Stephan Ackermann mit einem Vorstoß gescheitert, die insgesamt fast 900 Pfarreien seiner Diözese auf lediglich 25 XXL-Pfarreien zu reduzieren.

Auch andere Bistümer in Deutschland planten ähnlich radikale Umstrukturierungen der Pfarreien wie der Bischof von Trier. Dass der Vatikan mit seiner Instruktion an geltendes Kirchenrecht erinnerte und die Leitung der Gemeinden durch Laien erneut ausdrücklich verbot, empfand der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf als "Eingriff" in seine bischöfliche Hirtensorge und kündigte an, dass er dies "nicht einfach so hinnehmen" werde. 

Bischof Franz-Josef Bode von Osnabrück gab sich nach Erhalt des Schreibens kämpferisch und bezeichnete das Schreiben wörtlich als "Bremse". Er beklagte, dass er eine "bessere Beachtung der vielbeschworenen Synodalität" erwartet habe. "Umso notwendiger" sei daher der "Synodale Weg", meinte Bode in seiner Stellungnahme: "Nur dieser synodale Weg kann eine Antwort auf diese römische Herausforderung sein."

Tatsächlich findet jedoch nur in Deutschland diese Debattenveranstaltung statt. Im Rest der Weltkirche stieß das Schreiben aus Rom indessen nicht auf – stellenweise heftige – Ablehnung.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Lieber Bekehrung und Neu-Evangelisierung"

Der "Synodale Weg" steht auch unter deutschen Katholiken weiter in der Kritik. So warnte die Laien-Initiative "Pontifex" bereits früh davor, dass der Prozess Erwartungen wecke, die er nicht erfüllen könne.

Andere Beobachter sehen einen möglichen deutschen "Sonderweg" in die "Selbstprotestantisierung", mit enormen Risiken für die Einheit mit der Weltkirche wie auch für die Ökumene mit orthodoxen Geschwistern.

Die katholische Frauenbewegung "Maria 1.0" beklagte in einem Interview mit CNA Deutsch, dass die Neuevangelisierung übergangen werde. Nachdem der Vatikan seine Pfarrei-Instruktion veröffentlich hat, regten die jungen Katholikinnen an "den Fokus auf die Umsetzung der Instruktionen aus Rom setzen und Wege finden, diese zu verwirklichen". Deshalb solle man den Namen des "Synodalen Weges" ändern in "Weg der Bekehrung und Neuevangelisierung". 

Der katholische Publizist Bernhard Meuser, der einst selbst Opfer von sexuellem Missbrauch durch einen Priester wurde, warf den Initiatoren des "Synodalen Weges" gar vor, die furchtbaren Missbrauchserfahrungen der Betroffenen für ihre je eigene kirchenpolitische Agenda zu instrumentalisieren (lesen Sie hier den Gastbeitrag von Bernhard Meuser). 

Auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer kritisiert regelmäßig die gegenwärtige Umsetzung des "Reformprozesses". In seiner Predigt zum Silvesterabend berichtete der bayerische Hirte von einer persönlichen Begegnung mit Papst Franziskus, der ganz klare Anforderungen an den "Synodalen Weg" habe:

"Papst Franziskus hat mir im persönlichen Gespräch dringend ans Herz gelegt: Der Synodale Weg ist kein soziologischer Prozess, kein politischer Prozess, kein Ringen von Parteien. Es geht nicht um Tarifverhandlungen, wo man sich zwischen dem Angebot von Arbeitgebern und Forderungen der Arbeitnehmer irgendwo in der Mitte treffen wird."

Bruch mit der Lehre der Kirche?

Für Aufsehen sorgte Ende Mai die Ankündigung des Kölner Weihbischofs Dominikus Schwaderlapp, seine Mitarbeit in der Arbeitsgruppe "Leben in gelingenden Beziehungen" zu beenden. Wie der Geistliche erklärte, stelle das Arbeitspapier des Forums grundlegende Lehren der Katholischen Kirche in Frage.

Die Grundthese des Papiers, dass die Sexualmoral der Kirche "weiterentwickelt" - also verändert - werden müsse, werde dem "Gottesgeschenk" der Sexualität nicht gerecht, betonte der Weihbischof, weshalb er unter diesen Voraussetzungen seine Mitarbeit einstellen muss.

Gegenüber CNA Deutsch erneuerte Schwaderlapp seine Kritik am bisherigen "Synodalen Weg", an dem er aber grundsätzlich weiterhin mitwirken möchte.

Die Theologin Katharina Westerhorstmann, die ebenfalls beim "Synodalen Weg" weiter mitwirkt, stützte kürzlich in einem Beitrag für die "Herder-Korrespondenz" die Ansicht Schwaderlapps, wonach ein Leben nach der katholischen Sexuallehre nicht "toxisch, sondern möglich" sei.

Zudem bekräftigte die Wissenschaftlerin ihre Kritik an der MHG-Studie, auf die sich der "Synodale Weg" beruft. Die dort gezogenen Schlüsse, allen voran Behauptung, dass die katholische Sexualmoral Missbrauch begünstige, sei lediglich eine "Vermutung" und "nicht durch Daten belegt". Die Wissenschaftlerin wörtlich:

"Doch der leider häufig wahrnehmbare Ansatz, die Missbrauchstaten einer zu strengen Sexualmoral anzulasten und somit der Liberalisierung in sexualethischen Fragen eine Schlüsselfunktion in der Missbrauchsaufarbeitung zuzuweisen, läuft Gefahr, in eine ähnliche Richtung zu entgleisen. Immer wieder werden missbrauchende Kleriker als Opfer einer radikalen Sexualmoral, des Zölibatversprechens oder der kirchlichen Haltung zu gelebter Homosexualität angesehen, oder Übergriffe sogar als ein Überspringen von Zuneigung dargestellt."

"Einseitiges Kirchenbild"

In anderen Teilen der Weltkirche blickt man besorgt nach Deutschland. Bereits zur Eröffnung des "Synodalen Weges" am 1. Advent des vergangenen Jahres bescheinigte der US-Nachrichtensender CNN in einem Beitrag dem sogenannten "Reformprozess" schismatische Tendenzen. Gerade die Zölibatsdebatte könne zu einer Abspaltung der Kirche in Deutschland vom Rest der Weltkirche führen, so der TV-Sender. 

CNN zitiert im Beitrag auch einen Sprecher der DBK, der betonte, dass die Auseinandersetzung mit dem Vatikan lediglich ein "Missverständnis" sei. Der DBK-Sprecher wörtlich:

"There will not be a revolution coming from Germany to Rome."

- "Es wird keine Revolution geben, die von Deutschland nach Rom kommt."

Heftige Kritik an einem möglichen deutschen Sonderweg kommt unterdessen auch aus Italien. Der italienische Professor Pietro De Marco, der früher Religionssoziologie an der Universität Florenz lehrte, kommt in einem Beitrag nach der inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Dokumenten des "Synodalen Weges" zu dem Schluss, dass die "mittelmäßigen Texte" einzig politische Ziele verfolgen. Er erkenne im angestrebten Prozess gar eine "Kriegsmaschinerie", welche die Substanz Kirche von innen aushöhlen soll. 

Professor De Marco wörtlich:

"It must be said forcefully that, insofar as the German Church is saturated with a suicidal anti-power, anti-priesthood rhetoric, and is prey to elites no longer Catholic, it is already as Church - mystical body of Christ and sacrament in Him and for/through Him - an empty chrysalis."

- "Es muss eindringlich gesagt werden, dass die deutsche Kirche [sic], insofern sie mit einer selbstmörderischen Anti-Macht- und Anti-Priestertums-Rhetorik durchtränkt und Beute von Eliten ist, die nicht mehr katholisch sind, bereits als Kirche - mystischer Leib Christi und Sakrament in Ihm und für/durch Ihn - eine leere Puppe ist."

Der bisherige Verlauf des "Synodalen Weges" zeige gleichzeitig auf, dass in Deutschland noch immer ein Kirchenbegriff verbreitet sei, "in der die Gläubigen einseitig als von den Priestern abhängig betrachtet werden". Diese institutionelle Ordnung sei jedoch weniger auf eine "katholische Notwendigkeit", sondern vielmehr auf ein "antimodernes, mentales Vorurteil" zurückzuführen, so der De Marco. Der Professor wirft den Initiatoren gar "historische und theologische Ignoranz" vor, die kaum von der "Verfälschung von Fakten und Lehren" zu unterscheiden sei.

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