Kardinal Hollerich: "Glaube in Europa ist zu einer sehr kleinen Flamme geworden"

Erzbischof von Luxemburg wirbt für Synodalitätssynode bei Eucharistischem Kongress

Kardinal Jean-Claude Hollerich spricht auf dem Internationalen Eucharistischen Kongress in Budapest am 10. September 2021.
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Der christliche Glaube ist in Europa zu einer sehr kleinen Flamme geworden und droht mancherorts zu erlöschen: Das hat Kardinal Jean-Claude Hollerich am gestrigen Freitag in einer Predigt in Budapest gesagt.

Bei der Feier der Messe auf dem Internationalen Eucharistischen Kongress am 10. September sagte der Luxemburger Erzbischof und Jesuitenpater, er bete dafür, dass der Kontinent die missionarische Dimension des Christentums wiederentdecke.

"Der Glaube in Europa ist zu einer sehr kleinen Flamme geworden, die in einigen Regionen unseres Kontinents zu erlöschen droht", sagte er in seiner auf Französisch gehaltenen Predigt.

Der Glaube an Christus und seine Kirche sei von kulturellen Strukturen getragen worden, in die Seele eingegangen, "wie in einer Symbiose mit der Welt um uns herum", so Hollerich, wie die "Catholic News Agency", die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch, berichtete.

Angesichts der Kirchenkrise und dem Säkularismus des Westens betonte der Kardinal: "Ein Glaube, der nicht mehr von dieser christlichen Welt getragen wird, läuft Gefahr, ins Wanken zu geraten."

Er fuhr fort: "Aber wir wissen, dass der Glaube nicht nur von der Kultur genährt wird. Der Glaube wird von seinem Objekt genährt, das zugleich das Subjekt ist, der lebendige Gott, der auch die Quelle dieses Glaubens ist. Das Ziel des Glaubens ist es, durch das Gebet und die Teilnahme an den Sakramenten in eine Beziehung zum lebendigen Gott zu kommen".

Der christliche Glaube habe eigentlich eine missionarische Dynamik, fuhr der Prälat fort. "Der Glaube verlangt danach, mit anderen geteilt zu werden".

Er bete "von ganzem Herzen, dass diese missionarische Dimension des Glaubens in Europa wiederentdeckt werden möge."

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Der 63-jährige Jesuiten-Erzbischof von Luxemburg sprach am sechsten Tag des 52. Internationalen Eucharistischen Kongresses, der am 5. September mit einem 1.000-köpfigen Chor und einer Messe mit Erstkommunion für über 1.200 ungarische Schulkinder eröffnet wurde.

Der Kongress sollte ursprünglich im Jahr 2020 stattfinden, wurde aber aufgrund der Coronavirus-Pandemie auf 2021 verschoben.

Die achttägige Veranstaltung wird am 12. September mit einer von Papst Franziskus zelebrierten Abschlussmesse auf dem Budapester Heldenplatz ihren Höhepunkt erreichen.

Werbung für Synodalitätssynode

Im Juli ernannte Papst Franziskus seinen Ordensbruder Hollerich zum Generalreferenten der Synode über Synodalität, die im Jahr 2023 stattfinden soll.

Nach der Ernennung, die als Zeichen päpstlicher Wertschätzung gilt, wird der Kardinal eine Schlüsselrolle bei der Leitung der Versammlung der Weltbischöfe in Rom spielen.

Kein Wunder also, dass Hollerich in seiner Predigt im Hungexpo Budapest Congress and Exhibition Center, dem Hauptveranstaltungsort des Kongresses, die Brücke zur Synodalitätssynode zu schlagen suchte.

"Der Glaube, den wir teilen, öffnet die Kirche für den Weg der Synodalität", sagte er. "Ein Mensch allein, eine Gemeinschaft und manchmal auch eine Ortskirche können sich auf dem Weg des Glaubens verirren."

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Hollerich wörtlich weiter: "Der synodale Weg der ganzen Kirche korrigiert unsere unfruchtbaren Wege und zeigt uns den Weg, der uns aus der Wüste herausführt."

Der Kardinal fuhr fort "In der Wüste unseres Lebens sind wir versucht, unseren Glauben aufzugeben oder ihn auf unseren eigenen kleinen Maßstab zu reduzieren. Unser Glaube muss in unseren Wüsten genährt werden. Und welche Nahrung wäre besser geeignet, unseren Glauben zu nähren, als die eucharistische Nahrung, Jesus selbst in der Mitte unseres Lebens?"

"Auch diese eucharistische Nahrung des Glaubens ist einzigartig persönlich, aber gleichzeitig auch eminent gemeinschaftlich und kirchlich. Wenn wir die kirchliche Dimension der Kirche nicht leben würden, würden wir uns von unseren Wurzeln, die Christus sind, abschneiden und auf dem Weg, der uns zu ihm führt, stehen bleiben.

Zu den weiteren Rednern des Kongresses am Freitag gehörte Kardinal Dominik Duka aus Prag, der daran erinnerte, dass der erste Internationale Eucharistische Kongress 1881 in Frankreich vor dem Hintergrund des Umbruchs und des Antiklerikalismus stattfand.

Er wies darauf hin, dass auch der gegenwärtige Internationale Eucharistische Kongress vor einem unruhigen Hintergrund stattfindet.

Der 78-jährige Kardinal, der während des ideologischen Terror des Kommunismus inhaftiert war, sagte: "Der Internationale Eucharistische Kongress ist eine Danksagung an Christus, eine Feier dessen, der in einzigartiger Weise in der Lage ist, sein Leben für andere hinzugeben. Und dies ist sein Sieg. Ich erinnere an die Worte, die uns 1989 in unserem Kampf und Sieg geeint haben: 'Wahrheit und Liebe überwinden Lüge und Hass'."

Zeugnis eines bekennenden Katholiken

Ebenfalls am Freitag gab der ungarische Staatspräsident János Áder, ein Katholik, ein persönliches Zeugnis ab. Er ermutigte die Kongressteilnehmer, in ihrem Leben nach Zeichen zu suchen, die von Gott geschickt werden.

Kardinal Hollerich schloss damit, dass Papst Franziskus die Katholiken aufgerufen hat, den Weg der Synodalität "mit Glauben und Mut" zu gehen.

"Dieser Eucharistische Kongress soll eine Gelegenheit sein, unseren Glauben zu vertiefen. Jesus, das Brot des ewigen Lebens, eile, uns in unseren Schwächen zu helfen! Stärke unseren Glauben", sagte er.

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