Kardinal Müller: "Der Synodale Weg war von Anfang an schon am Ende"

Kardinal Gerhard Ludwig Müller
CNA / Daniel Ibanez

Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat scharfe Kritik am "Synodalen Weg" in Deutschland geübt. In einem Interview mit EWTN Vatican / CNA Deutsch erklärte der 74-jährige Kurienkardinal, der von seinen Initiatoren als "Reformprozess" deklarierte "Synodale Weg" sei "am Ende" und befinde sich auf einem "anti-katholischen Holzweg".

Wie CNA Deutsch berichtete, hatte der Heilige Stuhl am 21. Juni 2022 eine Erklärung veröffentlicht, in der festgehalten wird, dass der "Synodale Weg" in Deutschland "nicht befugt" sei, "die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten". Es sei "notwendig", dies zur "Wahrung der Freiheit des Volkes Gottes und der Ausübung des bischöflichen Amtes" klarzustellen.

Das Synodalpräsidium – bestehend aus der deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomittee der deutschen Katholiken (ZdK) – hatte daraufhin ein Statement veröffentlicht, worin dem Vatikan ein Mangel an Kommunikationsbereitschaft vorgeworfen wurde.

Kardinal: Gremium des "Synodalen Weges" hält sich für "Avantgarde der Weltkirche"

Im Interview mit CNA Deutsch, das in Kooperation mit EWTN Vatican letzte Woche in Rom geführt wurde, erneuerte Kardinal Gerhard Ludwig Müller seine Bedenken, die er bereits vor einer Woche in einem weiteren Gespräch zum Ausdruck gebracht hatte. Müller sagte, der "Synodale Weg" in Deutschland habe weder etwas mit "Synodalität" noch mit "Weg" zu tun. Vielmehr erinnere das Konstrukt an eine "politische Organisation", die sich selbst für die "Avantgarde der Weltkirche" halte.

Die kürzlich veröffentlichte Erklärung des Heiligen Stuhls bringe daher nichts anderes zum Ausdruck als den "einfachen Grundsatz der katholischen Ekklesiologie", so der Kardinal wörtlich:

Die Offenbarung ist der Kirche anvertraut, zur treuen Bewahrung, und nicht, wie der "Synodale Weg" am Anfang gemeint hat, dieses praktisch zufällig zusammengestellte Gremium hätte irgendwie das Recht und die Vollmacht, die sakramentale Verfassung der Kirche außer Kraft zu setzen und die Offenbarung nach ihrem Sinn umzuinterpretieren.

Es sei bereits der "Geburtsfehler dieses Gremiums" gewesen, sich als die "Avantgarde der Weltkirche" aufzuspielen. "Was hier betrieben wird, ist nichts anderes als Spaltung", klagte Kardinal Müller. "Es ist eine sogenannte Reform mit der Brechstange."

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"Untragbare" Äußerungen des Synodalpräsidiums

Momentan befinde sich der von seinen Initiatoren als "Reformprozess" deklarierte "Synodale Weg" in Wahrheit auf einem "anti-katholischen Holzweg", so Müller wörtlich. Verärgert zeigte er sich daher auch vom Statement des Synodalpräsidiums, das als Reaktion auf die römische Erklärung dem Vatikan schlechte Kommunikation vorwarf.

In der von Bischof Georg Bätzing (Bistum Limburg) und ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp unterschriebenen Mitteilung heißt es unter anderem:

Leider ist das Synodalpräsidium bis heute nicht zu einem Gespräch eingeladen worden. Dass diese direkte Kommunikation bislang nicht stattfindet, bedauern wir irritiert. Synodale Kirche geht nach unserem Verständnis anders! Das gilt auch für die Art der heutigen Kommunikation, die bei uns Verwunderung auslöst. Es zeugt von keinem guten Stil der Kommunikation innerhalb der Kirche, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht werden.

Diese Äußerungen bezeichnete Kardinal Müller als "untragbar" und fügte an, das habe "wirklich nichts mit Synodalität und Kollegialität zu tun, auch nicht mit Respekt gegenüber dem bischöflichen Amt".

Müller: "Der 'Synodale Weg' war von Anfang an am Ende"

Die Reaktionen hätten gezeigt, dass unter den Unterstützern des "Synodalen Weges" vor allem "Uneinsichtigkeit" herrsche, die eine "Folge der mangelnden Kenntnis der katholischen Ekklesiologie" sei.

Auf die Frage, ob der "Synodale Weg" in Deutschland nach der Erklärung aus Rom nun am Ende sei, wie unter anderem der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller auf Twitter schrieb ("In der Tat: das Spiel ist aus und verloren."), antwortete Kardinal Müller wörtlich:

Ich glaube, der "Synodale Weg" war von Anfang an am Ende, nur haben es seine Betreiber das noch nicht gemerkt.

Kritik an ZdK-Präsidentin Stetter-Karp

Auch die Präsidentin des ZdK, Irme Stetter-Karp, geriet in den Fokus. Wie CNA Deutsch berichtete, hatte die Kirchenfunktionärin in einem Beitrag für "Christ & Welt" in der Wochenzeitung "Die Zeit" betont, es sei "sicherzustellen, dass der medizinische Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs flächendeckend ermöglicht wird". Gleichzeitig trete das ZdK dafür ein, "dass ein Schwangerschaftsabbruch nicht als reguläre medizinische Dienstleistung betrachtet wird".

"Wer diese Verbrechen garantieren will, flächendeckend für die ganze Bevölkerung, der kann sich nicht als Reformer der Kirche aufspielen", sagte Kardinal Müller gegenüber CNA Deutsch. Er fügte an:

Die Kirche ist ja nicht Objekt unserer Reform. Die Kirche ist von Christus begründet, kann nicht reformiert werden, ist unüberbietbar; nur wir können den Weg und müssen den Weg der Buße und der Erneuerung gehen. Wir müssen uns reformieren und uns erneuern in Jesus Christus und so die Antwort geben auf die Herausforderungen der heutigen Zeit.

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