Menschenrechtler: Christenverfolgung muss endlich aktiv bekämpft werden

"Die Anschläge nahmen Christen ins Visier. Das zu verschweigen, kommt einem zusätzlichen Verrat an den Opfern nahe"

Kreuz (Referenzbild)
Pixabay (CC0)

Die Frage nach dem Umgang westlicher Politiker und Meinungsmacher mit der Christenverfolgung hat angesichts der Anschläge von Sri Lanka blutige Aktualität gewonnen. Menschenrechtler fordern die Staatengemeinschaft und einzelne Regierungen auf, Christen adequat zu schützen, statt das Thema zu ignorieren oder mit Betroffenheitsadressen abzuspeisen.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas und mehrerer US-Politiker hatten nach den Anschlägen von Sri Lanka das Wort "Christen" in ihren Stellungnahmen zu Sri Lanka vermieden.

Maas erntete Empörung und breiten Spott für die Wortwahl von "Betenden" und "Reisenden" als Opfer der gezielten Terror-Anschläge. US-Politiker sprachen von "Oster-Anbetern" als Opfer, anstatt von Christen, wie CNA Deutsch berichtete.

Die Blamage machte - nolens volens - auf ein Problem aufmerksam, das nicht nur Papst Franziskus zufolge längst selber eine "höfliche" Diskriminierung gegen Christen ist.

Andreas Thonhauser, Leiter der Kommunikationsabteilung von ADF International in Europa, mahnte an:

"Wir müssen die Dinge beim Namen nennen. Ohne Christentum gäbe es kein Ostern zu feiern. Die Anschläge nahmen Christen ins Visier. Das zu verschweigen, kommt einem zusätzlichen Verrat an den Opfern nahe, nachdem die westliche Welt das schwere Schicksal der Christen gerade in Asien und im Nahen Osten sowieso weitestgehend ignoriert."

Nicht nur aktuell, sondern seit vielen Jahren zeigten die Statistiken, dass Christen zur am meist verfolgten Religionsgruppe weltweit zählen, vor allem in asiatischen Ländern, so Thonhauser weiter.

"Die internationale Staatengemeinschaft steht hier in der Pflicht, diesen Umstand nicht nur anzuerkennen, sondern sich auch für diese verfolgte Minderheit einzusetzen. Wir dürfen Verfolgung nicht länger stillschweigend hinnehmen. Die Dinge beim Namen zu nennen, wäre ein erster, ehrlicher Schritt. Sri Lankas Christen haben mehr verdient als bloß diplomatische Anteilnahmen."

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Die Anschläge an Ostern, also am heiligsten Fest des christlichen Jahres, zielten klar auf Christen, die in Kirchen und Hotels zu Osterfeiern und -frühstücken zusammengekommen waren.

"Wir haben Angst"

"Die Niederträchtigkeit der Anschläge wurde nur noch durch die Wahl des Zeitpunktes übertroffen" erklärte laut "ADF" der Generalsekretär der christlichen Evangelikalen Allianz in Sri Lanka zu der Situation der Christen vor Ort. "Die Kirchen waren bis zum letzten Platz gefüllt", so Yogarajah Godfrey.

"Wir trauern um unsere Kinder, die während der Sonntagsschulen ermordet wurden. Die angegriffenen Hotels, waren nicht einfach nur Herbergen für Touristen. Sie alle boten spezielle Osterfeiern und Osterbrunches an und erwarteten Christen als Gäste. Wir versuchen nun, den Mitgliedern der christlichen Minderheit hier in Sri Lanka so gut es geht beizustehen und uns um sie zu kümmern."

Auch Godfrey räumt ein: "Wir haben Angst vor weiteren Anschlägen und neuer Gewalt. Hier ging es nicht um Anschläge gegen die westliche Kultur. Im Fadenkreuz der Attacken stand das Christentum. Es war eine Attacke gegen unsere Glaubensfreiheit."

Tehmina Arora, Senior Counsel für ADF International in Südasien sagte: "Niemand darf aufgrund seines Glaubens verfolgt werden. Die Not der christlichen Minderheit auf Sri Lanka ist unbeschreiblich. Wir fordern Regierung und Behörden auf, den christlichen Gemeinden nun beizustehen und sie vor weiterer Gewalt zu schützen. Es ist Zeit, dass die internationale Gemeinschaft die Realität der Christenverfolgung anerkennt."

Ähnlich äußerte sich auch Carl Anderson, der Geschäftsführer und oberste Ritter der katholischen "Knights of Columbus", die den Wiederaufbau christlichen Lebens in Sri Lanka helfen. 

"Jetzt ist es an der Zeit, dass jedes Land konkrete Schritte unternimmt, um seine Minderheiten, einschließlich der Christen, zu schützen und diese Verfolgung und dieses Gemetzel zu beenden."

Neben der salafistischen Ideologie des gewalttätigen Islamismus sind es totalitäre Ideologien von Regimen wie der Volksrepublik China und Nordkorea, die nach Einschätzung von Experten treibende Faktoren der eskalierenden Christenverfolgung sind, die mittlerweile 200 Millionen Menschen weltweit betrifft.

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