Kirche in Deutschland: Philosoph Joas kritisiert Umgangston der "Reformdebatte"

Hans Joas, Historikertag 2014 in Göttingen.
Hans Joas / Wikimedia (CC BY-SA 3.0)

Der Sozialphilosoph Hans Joas kritisiert die vermeintliche "Reformdebatte" innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland und den Ton zwischen selbsternannten Reformatoren und Bewahrern.

Sogenannte "Konservative" und "Progressive" gäben in der Auseinandersetzung für Außenstehende nicht das Idealbild "geschwisterlicher Liebe unter den Christen" ab, dem sie eigentlich nahekommen sollten, stellt Joas fest.

Bestimmte universalistische Ideale aber stünden am Beginn der Kirche und an ihnen müsse sich auch die Kirche heute messen lassen — und sich so "selber evangelisieren", schreibt Joas in der "Herder Korrespondenz" (Dezember).

Stellenweise klingt der deutsche Intellektuelle mit seiner Kritik wie der argentinische Papst in seinem Brandbrief an die deutschen Katholiken: Auf beiden Seiten in Sachen "Kirchenreform" gäbe es, so Joas, oft die Neigung, "Geist" und "Struktur" gegeneinander auszuspielen.

Der Philosoph weiter: Es lasse sich schnell erkennen, dass "zwar bloße Strukturreformen keinen Geist lebendig machen, aber auch vom Geist verlassene Strukturen nicht unverändert bleiben können, wenn der Geist wieder lebendig werden soll". Joas warnte davor die eigenen Ideale "nicht zynisch ins Reich der nutzlosen Träume" zu verbannen.

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Im Zentrum der Debatten über Reform steht in Deutschland der von Eklats, Interventionen und Kontroversen erschütterte "Synodale Weg".

Über die Umgangsformen bei der Veranstatung, bis hin zum Mobbing und "Rote Karte"-Verhalten durch Verbandskatholiken, hat unter anderem die Teilnehmerin Dorothea Schmidt berichtet

Die umstrittene Debattenveranstaltung ist jedoch seit Beginn ein innerkichlicher Konfliktherd, gegen den der Vatikan sich mehrfach gezwungen sah, zu intervenieren.

Die von Kardinal Reinhard Marx als "verbindlich" angekündigte Veranstaltung ist mittlerweile weder verbindlich – noch ist klar, wie sie in den weltkirchlichen "synodalen Prozess über Synodalität" eingebunden wird, den Papst Franziskus mittlerweile angekündigt hat.

So hat der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, erklärt, dass der italienische synodale Prozess nicht vergleichbar mit dem deutschen "Synodalen Weg" sei. Die Worte des italienischen Kardinals folgten der scharfen Kritik von Kardinal Vinko Puljić, dem Erzbischof von Sarajevo, an den "exotischen Ideen" des deutschen Prozesses – sowie der äußerst scharfen Kritik der amerikanischen Erzbischöfe Samuel Aquila von Denver und Salvatore Cordileone von San Francisco.

Auch der australische Kardinal George Pell sowie der italienische Kardinal Camillo Ruini, der englische Bischof Philip Egan von Portsmouth und der spanische Bischof José Ignacio Munilla Aguirre von San Sebastián haben sich der weltweit wachsenden Zahl von Kirchenvertretern und prominenten Theologen angeschlossen, die sich besorgt über den "Synodalen Weg" und andere Vorgänge in Deutschlands Diözesen zu Wort gemeldet haben. 

Die kontroverse Debattenveranstaltung hat auch innerhalb der deutschen Diözesen für TurbulenzenKritik und schwere Bedenken gesorgt – vor allem auch theologische. Mittlerweile haben mehrere Bischöfe scharfe Kritik an Ausrichtung, Niveau, Umgangston und Inhalt geübt.

Wie CNA Deutsch berichtete, hat eine Gruppe von Katholiken aus dem Bistum Essen sogar eine offizielle Anfrage – ein sogenanntes Dubium – an die Glaubenskongregation in Rom gestellt, ob sich die Kirche in Deutschland nicht schon im Schisma befindet. Wie einer der Initiatoren Anfang September mitteilte, steht eine Antwort noch aus. 

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