Deutsche Bischöfe bieten in Mainz ihre Interpretationen von "Querida Amazonia" an

Bei der Pressekonferenz der Deutschen Bischofskonferenz am 4. März 2020 sprachen Vertreter über die Auslegung des nachsynodalen Schreibens "Querida Amazonia".
Screenshot / Youtube

Am Rande der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Mainz haben sich mehrere deutsche Kirchenmänner zum nachsynodalen Schreiben Querdia Amazonia von Papst Franziskus geäußert. Erzbischof Ludwig Schick, Bischof Franz-Josef Overbeck, Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz SVD und der Hauptgeschäftsführer von Misereor, Monsignore Pirmin Spiegel, boten in einer Pressekonferenz am Mittwochmittag über die Konsequenzen der Exhortation ihre Interpretationen an. Dabei ging es auch um die Frage nach der Weihe von Frauen zu Priestern und den Zölibat.

Pirmin Spiegel schilderte im Pressegespräch zunächst seine Sicht des ersten Teils des Schreibens (lesen Sie Querida Amazonia hier im vollen Wortlaut). Es gehe dem Papst um ein "Umdenken mit ganzheitlicher Perspektive", so Spiegel. Der Papst träume einen "Traum von der Geschwisterlichkeit untereinander" und kritisiere das Wachstumsstreben mancher Menschen in der westlichen Welt:

"Wenn wir uns also für eine solidarische Wirtschaft einsetzen, die nicht auf Kosten von Mensch und Natur geht, müssen wir zwangsläufig auch unsere aktuelle Gesellschaftsstruktur und sein Menschenbild grundlegend in Frage stellen."

Pater Michael Heinz sagte, er fühle sich in seiner Arbeit mit dem Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat vom Papst bestätigt. "Unsere gemeinsamen pastoralen Projekte haben ebenfalls 'einen ausgesprochen sozialen Charakter' und sind 'von einer entschlossenen Verteidigung der Menschenrechte geprägt'", so Heinz.

Auch mit seiner Wertschätzung von REPAM – des kirchlichen Amazonas-Netzwerks, dem Adveniat seit seiner Gründung 2014 angehört – habe Papst Franziskus in Querida Amazonia deutlich gemacht, wie er sich Kirche heute und zukünftig vorstelle: Als "Netzwerk", das die regionale Vielfalt der Menschen und Kulturen schätze und die Menschen in "weltweiter Solidarität" verbinde.

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Im Pressestatement des Hauptgeschäftsführers von Adveniat heißt es außerdem:

"In einer Zeit, in der in Europa nationalistische Kräfte die Erderwärmung und den menschengemachten Klimawandel leugnen und gleichzeitig den Glauben in einem vermeintlichen Kampf gegen den Untergang des christlichen Abendlandes missbrauchen, ist es höchste Zeit für ein kirchliches Bekenntnis zu Europa. In einem europäischen Netzwerk können wir gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Gruppen und Wissenschaftlern für unseren Kontinent und den Planeten zeitgemäße Antworten auf die globale sozioökologische Krise suchen und finden."

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sprach über das dritte Kapitel der päpstlichen Exhortation. Er habe, so Overbeck, "große Anknüpfungspunkte zu Laudato Si" gefunden, wenn der Papst über Ökologie spreche. Der Heilige Vater schreibe sehr poetisch und pointiert. Franziskus warne davor, vor globalen Problemen abzustumpfen:

"Der Papst wirbt mit einem erzieherischen Ansatz für einen neuen Lebensstil, der 'weniger unersättlich ist, ruhiger, respektvoller, weniger ängstlich besorgt und brüderlicher' - ich ergänze: schwesterlicher. Vielleicht ist gerade die Fastenzeit ein guter Moment, um sich dessen neu bewusst zu werden."

Frauenweihe: Nein. "Viri Probati": Vielleicht?

Mit dem letzten Kapitel von Querida Amazonia hatte sich der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick auseinandergesetzt. Dieser betonte, dass aus seiner Sicht das Papst-Schreiben die Diskussion um eine mögliche Weihe von verheirateten Männern nicht letztgültig abgeschlossen habe. Der Papst lade ein, das Schlussdokument der Synode, in dem konkrete Forderungen aufgeführt werden, aufmerksam zu lesen und weiter darüber zu beraten.

"Es geht ihm darum, widerstreitende Meinungen zu hören und innerkirchliche Konflikte konstruktiv auszutragen. Als Papst ist er bemüht, die ganze Bandbreite des Katholizismus mitzunehmen. Bei uns in Deutschland sind wir in ähnlicher Weise auf dem Synodalen Weg unterwegs", so Schick wörtlich.

Vor einem Monat hatte der Direktor der vatikanischen Pressestelle, Matteo Bruni, erklärt, dass das Querida Amazonia lehramtlich und damit verbindlich sei – das Schlussdokument der Amazonassynode vom Oktober 2019 hingegen nicht. In jenem Dokument wurde unter anderem die Weihe von sogenannten "Viri Probati" zu Priestern gefordert (CNA Deutsch hat berichtet).

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Wie alle Befürworter einer Änderung betonte Schick gleichzeitig, er hege grundsätzliche Wertschätzung des Zölibats. Hinsichtlich der möglichen Einführung der "Viri Probati" gebe es noch einige Fragen zu klären, um das "vor Ort" auch umsetzen zu können. Er sei "zuversichtlich, dass wir hier wie dort bald zu fruchtbaren Ergebnissen kommen und immer mehr zu einer glaubwürdigen, sozial engagierten und missionarischen Kirche werden". 

Klartext dagegen gab es vom Bamberger Erzbischof zur Forderung einer Weihe von Frauen zu Priestern. "Die Frage, ob Frauen geweiht werden können, ist nicht offen", erinnerte Schick. Auch Papst Franziskus habe bestätigt, was die Glaubenskongregation und mehrere Päpste, darunter die Vorgänger von Franziskus, wiederholt definitv abschliessend augeschlossen haben. Franziskus stimme darin mit der grundsätzlichen Entscheidung von Papst Johannes Paul II. überein.

Auf die Nachfrage hin, warum der Papst trotz der deutlichen Forderungen einflussreicher Kreise, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen, das Thema der "Viri Probati" in seinem Schreiben unbeachtet ließ, sagte Erzbischof Schick: "Ich weiß es nicht."

Gegen den Priestermangel: Gebet oder "Viri Probati?

Nach Ansicht von Bischof Franz-Josef Overbeck bleibe die Frage nach "Viri Probati", wie auch "die Frage der Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche" weiterhin in Deutschland  "virulent", besonders angesichts des Priestermangels. Auf die Frage einer Journalistin, weshalb die eindeutige Bitte des Papstes, für mehr Berufungen zu beten, bislang so wenig rezipiert worden sei, antwortete Overbeck:

"Sie müssen schon viel Gottvertrauen haben um nicht zu verzweifeln angesichts des 'Erfolgs'!"

Es werde in jeder Gemeinde Deutschlands regelmäßig für Berufungen gebetet, sagte Overbeck. Jeder Gläubige sei ohnehin angehalten, dies auch im persönlichen Gebetsleben zu integrieren.

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