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Querida Amazonia: "Die Diskussion auf Zölibat und Frauenweihe zu reduzieren ist unfair"

Papst Franziskus mit Pfarrer Regamy Thillainathan, Direktor für Berufungspastoral in Köln.

Pfarrer Regamy Thillainathan, Leiter der Berufungspastoral im Erzbistum Köln, hat vor einer Instrumentalisierung des nachsynodalen Schreibens Querida Amazonia von Papst Franziskus gewarnt. "Die ganze Rezeption, die hier geschieht, bezieht sich immer nur noch auf die 'typisch deutschen' Themen", kritisiert Thillainathan im Interview mit dem Kölner "Domradio" und verweist darauf, dass das Kirchenoberhaupt vor allem die prekäre Lage der Menschen in der Amazonasregion in den Vordergrund rücken wolle.

Der Papst komme nicht mit theologischen Fachausdrücken daher, so Thillainathan, sondern bediene sich einer poetischen Sprache, um das Leid der Menschen vor Ort anzuprangern. Besonders bewegt habe ihn die folgende Stelle aus Querida Amazonia (lesen Sie das gesamte Dokument hier im Wortlaut):

"Die Kolonialisierung findet kein Ende, sondern verändert, tarnt und verbirgt sich an vielen Orten, verliert jedoch nicht ihre Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Leben der Armen und der Zerbrechlichkeit der Umwelt."

Der Verantwortliche für die Berufungspastoral im Erzbistum Köln erinnert daran, dass sich drei der insgesamt vier Kapitel auf die Situation der Indigenen vor Ort beziehen. Dies komme bei der aktuellen Diskussion in Deutschland zu kurz, die sich hauptsächlich um die Entscheidung des Papstes dreht, der Weihe von Frauen eine Absage zu erteilen.

Seiner Ansicht nach mache sich die Kirche unglaubwürdig, wenn sie Papst Franziskus' "Einladung, uns zu empören, was da vor Ort geschieht, was mit unserer Welt geschieht, was mit unserer Umwelt geschieht, was mit unseren Schwestern und Brüdern geschieht" gar nicht erst wahrnehme. Pfarrer Regamy Thillainathan:

"Natürlich bewegen mich auch die Fragen 'wie verhält sich der Heilige Vater zum Thema Zölibat' oder die Rolle der Frauen in der Katholischen Kirche. Aber ich finde es dem Schreiben gegenüber und auch den Leidensgeschichten und Nöten der Menschen in Amazonien gegenüber unfair, dieses Dokument für unsere eigenen Ziele zu missbrauchen und nur noch darauf zu reduzieren."

Dass viele Menschen in Deutschland enttäuscht seien, könne er nachvollziehen, so Thillainathan. Einige Bischöfe hätten im Vorfeld große Erwartungen geweckt. Der Leiter der Berufungspastoral empfiehlt die aufmerksame Lektüre der Exhortation und "nicht nur die PDF-Datei auf bestimmte Schlagwörter hin zu durchsuchen und den Rest des Dokuments als wertlos abzutun". Dies werde der prekären Lage in der Amazonasregion nicht gerecht.

Es gelte nun, die vom Papst eingeforderte "Inkulturation" des Evangeliums umzusetzen: Die Frohe Botschaft Jesu Christi müsse gerade den Menschen in der heutigen Zeit nahegebracht werden, ohne sich das Evangelium so zurechtzulegen, "wie man es gerne hätte".

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