Fulda - Mittwoch, 22. September 2021, 16:50 Uhr.
Warum auf einmal so viele Männer in Schwarz herumlaufen, will die junge Schülerin an der Ampel stehend von ihrer Freundin wissen. "Keine Ahnung", erwidert diese, bevor die Ampel auf Grün umspringt und der Rest des Gesprächs im Verkehrslärm untergeht. Vielleicht hätte das Ampelmännchen den beiden Mädchen einen Hinweis geben können. Es soll Bischof Bonifatius darstellen, der hier im Dom zu Fulda begraben liegt.
Wie bereits schon in den letzten Jahren hat sich die gesamte Bischofskonferenz erneut in Fulda zur Herbstvollversammlung zusammengefunden. Seit Montag, dem 20. September tagen Deutschlands "Oberhirten" im Schatten des Domes, wo der Mann begraben liegt, der das Christentum einst ins heidnische Germanenland gebracht hat.
Während der heilige Bonifatius Deutschland einst den Glauben brachte, komme man sich als Bischof heutzutage eher vor wie ein "Konkursverwalter des Glaubens", vertraut sich ein Bischof dem Autor dieses Textes an. Vielleicht ist auch deshalb dieses Bischofstreffen mit großer Spannung erwartet worden - zumindest innerhalb der kirchlichen Blase, zu der interessierte Schulmädchen offenbar nicht gehören.
Erzbischof Heße ist zurück
Eine große Überraschung, die auch außerhalb der kirchlichen Blase für Wirbel sorgte, kam heute vor einer Woche im DIN-A4-Format per Post aus der Apostolischen Nuntiatur in Berlin. In vier knappen Absätzen wurde darin im Auftrag des Vatikan mitgeteilt, dass der Heilige Vater den Amtsverzicht des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße nicht annimmt (CNA Deutsch hat berichtet).
Das im März vorgestellte Missbrauchsgutachten des Erzbistums Köln belastet den früheren Personalchef schwer und weist ihm insgesamt elf Pflichtverletzungen in neun Aktenvorgängen nach. Heße hatte noch am selben Abend dem Papst seinen Rücktritt angeboten und war bis letzte Woche weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden.
Seit dem 15. September ist Heße also wieder im Amt, der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, darüber sehr "dankbar" und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) "entsetzt".
Er habe verstehen gelernt, warum nicht nur das ZdK, sondern auch viele Katholiken über die Entscheidung des Papstes verärgert seien, erklärte Bischof Bätzing in der Pressekonferenz zum Auftakt der Herbstvollversammlung am Montag. Einen Tag später wurde Erzbischof Heße als Vorsitzender der Bischöflichen Migrationskommission bestätigt.
Bischof Oster nicht mehr Jugendbischof
Überhaupt hat die Wahl der Bischöfe für die insgesamt 14 bischöflichen Kommissionen für weitere Überraschungen gesorgt. Für einen Zeitraum von 5 Jahren wählt die Bischofskonferenz die Vorsitzenden der jeweiligen Kommissionen, und während es in manchen Kommissionen mit dem selben Personal in die nächsten fünf Jahre geht, gab es in anderen Schlüssel-Kommissionen einen personellen Umbruch.
So ist beispielsweise der Passauer Bischof Stefan Oster nicht länger Jugendbischof. Sein Amt wird nun vom Osnabrücker Weihbischof Johannes Wübbe ausgeführt. "Ganz weg" ist Oster jedoch nicht; der Passauer Hirte tritt zurück ins zweite Glied und dient dem Weihbischof aus Osnabrück nun als stellvertretender Vorsitzender der Jugendkommission.
Auch die Leitung der Glaubenskommission wurde ausgetauscht. Bislang wurde sie von Bischof Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer angeführt, nun hat der Essener Bischof Overbeck dort den Hut auf. Der ehemalige Dogmatikprofessor und renommierte Theologe aus Regensburg, Bischof Rudolf Voderholzer, ist sein Stellvertreter.
Synodale Störfeuer aus Regensburg?
Der Regensburger Bischof hatte kürzlich einen "Alternativtexte" zu den von ihm kritisierten "Synodalen Weg" veröffentlicht und war deshalb ins Kreuzfeuer der Kritik geraten - auch durch die eigenen Amtsbrüder.
Das "entscheidende Gremium" sei die Synodalversammlung, hatte Bätzing am Montag betont, "was daneben läuft, findet nicht mehr gut hinein." Man werde "auf dem Weg entscheiden, ob es klug war oder nicht klug, das zu tun, was Bischof Voderholzer getan hat."
Bischof Bätzing an Mitbrüder: "Kehrt um!"
Unterdessen hat der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, in seiner Predigt am Dienstagmorgen für "den Geist und den Mut zur Umkehr" plädiert. In seiner Predigt (hier in voller Länge) appellierte er an die Mitbrüder im bischöflichen Dienst, sich am "Synodalen Weg" und den geplanten "Reformen" aktiv zu beteiligen. In der morgendlichen heiligen Messe rief er ihnen zu: "Kehrt um! Denkt neu! Das ist in der Tat mehr und anders als bloß etwas Anpassung und Fortschreibung."
Die Bischöfe seien die "Nachfolger einiger großer Sünder sind, die der Herr ins Apostelamt berufen hat". Die Kirche ist nicht der Erlöser, betonte Bätzing. Die Bischöfe seien stattdessen "nur Zeichen und Werkzeug". Der Vorsitzende der Bischofskonferenz sagte wörtlich:
"Ganz offensichtlich aber gibt unser Habitus des Auftretens Menschen einer durch und durch freiheitlich geprägten Gesellschaft Anlass, unser Angebot als anmaßend und übergriffig und angesichts des Missbrauchs obsolet zurückzuweisen. Und für mich ist unstrittig: Wir selbst haben nicht wenig zu solcher Verwechslung und damit zum Misslingen evangelisierender Kommunikation beigetragen. Die Themen, die das aufzeigen, liegen alle auf dem Tisch des 'Synodalen Weges'."
Wie schwierig die Gemengelage ist, zeigt allein die Tatsache, dass diese Predigt sofort auf scharfe Kritik gestoßen ist, zumindest bei der Laienbewegung "Maria 1.0", die zusammen mit den Initiatoren des Dubium die Predigt in einer Stellungnahme kritisierten und Bätzing den Vorwurf machten, den Brief des Papstes "An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" wie auch das - an Ermahnungen nicht arme - Grußwort des Apostolischen Nuntius von Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, ignoriert zu haben.
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