Bischof Dieser bedankt sich für Unterschriften-Aktion gegen Absage von Segnungen

Bischof Helmut Dieser
Domsteinchen via Wikipedia (CC BY-SA 4.0)

Der offene Widerspruch einer Gruppe deutscher Bischöfe und von ihnen finanzierter Gremien gegen die Bestätigung des Vatikans, dass homosexuelle Verbindungen in der Katholischen Kirche weiter nicht gesegnet werden können, eskaliert seit mehreren Tagen. Nun hat Bischof Helmut Dieser am Samstag das buchstäbliche "Nein" aus Rom zur Segnung homosexueller Verbindungen als – so wörtlich – eine "Stellungnahme" bezeichnet, die für "Verärgerung und Irritationen" gesorgt habe. 

Die ebenfalls mit Bischof Dieser auftretende Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) und ZdK-Funktionärin Birgit Mock ging noch weiter: Sie bezeichnete die Erklärung aus Rom als nicht vereinbar mit "unserem Menschen- und Gottesbild" und forderte – wie bereits Bischof Georg Bätzing und einige andere deutsche Kirchenvertreter – eine Abkehr von der bisherigen Lehre der Kirche.

Über eine Segnung homosexueller Partnerschaften – die in der Katholischen Kirche auch weiter nicht möglich ist, laut der von Papst Franziskus gutgeheißenen Klarstellung des Vatikans – solle "weiter diskutiert" werden, forderten der Bischof und die KDFB-Vizepräsidentin heute.

Laut einer Pressemitteilung des "Synodalen Wegs" nahmen beide am 27. März an einer Veranstaltung teil, bei der sie eine Sammlung von über 2.600 Unterschriften "von Seelsorgerinnen und Seelsorgern" entgegennahmen, die ebenfalls für eine Segnung homosexueller Partnerschaften seien. Beide bedankten sich den Unterzeichnern der Protestaktion, so die Mitteilung weiter.

Die Unterschriftenliste wurde – unter den Fahnen der LGBT-Bewegung und des ZdK – von zwei Priestern überreicht, die sich für die Anliegen der LGBT-Bewegung engagieren: Pfarrer Burkhard Hose von der Katholischen Hochschulgemeinde Würzburg und Pfarrer Bend Mönkebüscher vom Erzbistum Paderborn. Der Event wurde unter zwei gehissten Fahnen abgehalten: Dem Regenbogen-Banner der LGBT-Bewegung sowie einer Fahne des ZdK.

Birgit Mock leitet mit Bischof Dieser gemeinsam das Forum über Sexualität des "Synodalen Wegs". Sie ist "familienpolitische Sprecherin" des ZdK. Ihr Beitrag zum päpstlichen Schreiben Amoris Laetitia wurde einst auf der Titelseite der vom Vatikan herausgegebenen Zeitung L'Osservatore Romano veröffentlicht – darin schrieb Mock noch: "Von Papst Franziskus fühlen wir uns ermutigt zum Gelingen von Beziehung beizutragen - in gemeinsamer Verantwortung für die Kirche." 

Laut der Mitteilung der Pressestelle des "Synodalen Wegs", die von der Deutschen Bischofskonferenz versandt wurde, sagte Mock am heutigen Samstag wörtlich:

"Paare in Liebesbeziehungen, die in Treue und wechselseitiger Wertschätzung leben, zu einer Negierung ihrer Sexualität als Paar zu zwingen, entspricht nicht unserem Menschen- und Gottesbild".

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Eine "offizielle kirchliche Neubewertung von Sexualität" sei daher nötig, so Mock, "damit Seelsorgende in Zukunft nicht nur nach ihrem Gewissen entscheiden müssen, wenn sie gleichgeschlechtliche Paare segnen". Das ZdK setze sich dafür ein, "dass ein solches Segensritual für alle deutschen Bistümer entworfen wird."

Tatsächlich hat der Vatikan einem "Segensritual" nicht nur erneut eine klare Absage erteilt, und die bisherige Lehre bekräftigt. Nach Einschätzung des Priesters und Kirchenrechts-Experten Professor Stefan Mückl von der Päpstlichen Universität Santa Croce ist dieses Nein "endgültig". 

Wer gemeint habe, es handle sich um einen Beitrag zu einer Debatte, "der lediglich Lektüre und Diskussion verdiene, um danach unbeachtet zu den Akten gelegt zu werden, wird dem Dokument nicht gerecht", warnte Mückl in der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost". 

Die Weigerung mehrer deutscher Bischöfe, dieses "Nein" auch als "Nein" zur Kenntnis zu nehmen, sorgte bereits vor der heutigen Aktion für weltweites Aufsehen. Neben Bischof Helmut Dieser haben Kardinal Reinhard Marx sowie die Bischöfe Franz-Josef Bode, Franz-Josef Overbeck, Georg Bätzing, Peter Kohlgraf und Heinrich Timmerevers sich für einen Segen für homosexuelle Partnerschaften ausgesprochen.

Andere Katholiken – darunter mehrere Kardinäle der Weltkiche und eine Zahl deutscher Bischöfe – haben das Schreiben des Vatikans dagegen ausdrücklich begrüßt und ihrerseits bestätigt, keine homosexuellen Verbindungen zu segnen. Dazu gehören Kardinal Rainer Maria Woelki von Köln und die Bischöfe Stephan Burger von Freiburg, Ulrich Neymeyer von Erfurt, Gregor Maria Hanke von Eichstätt, Wolfgang Ipolt von Görlitz, Stefan Oster von Passau,  und Rudolf Voderholzer von Regensburg.

Hintergrund: Das "Nein" aus dem Vatikan 


Die Glaubenskongregation hatte bereits im Jahr 2003 erklärt: "Nach der Lehre der Kirche kann die Achtung gegenüber homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung des homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften führen".

Das Gemeinwohl verlange, dass die Gesetze die eheliche Gemeinschaft als Fundament der Familie, der Grundzelle der Gesellschaft, anerkennen, fördern und schützen, so die Kongregation in einem von Kardinal Joseph Ratzinger unterzeichneten Schreiben, und weiter: "Die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften oder deren Gleichsetzung mit der Ehe würde bedeuten, nicht nur ein abwegiges Verhalten zu billigen und zu einem Modell in der gegenwärtigen Gesellschaft zu machen, sondern auch grundlegende Werte zu verdunkeln, die zum gemeinsamen Erbe der Menschheit gehören. Die Kirche kann nicht anders, als diese Werte zu verteidigen, für das Wohl der Menschen und der ganzen Gesellschaft."

Das nun erneut bekräftigte "Nein" des Vatikans am 15. März ist nicht nur einfach, trotz seiner differenzierten Erläuterung, sondern auch offiziell und formal gegeben: Es ist ein Responsum auf ein Dubium.

Als Dubia gestellte Fragen werden in der Regel mit einem "Ja" oder "Nein" beantwortet: Sie sollen helfen, kontroverse Fragen für alle Gläubigen orientierend zu klären, heißt es in einem erläuternden Text der Kongregation, der gleichzeitig veröffentlicht wurde. Dieser betont: Die Kirche liebe, wie Gott, jeden Menschen und lehne jede ungerechte Diskriminierung ab. 

Allerdings sei eine Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in der Katholischen Kirche aus mehreren Gründen nicht möglich; einmal, weil ein Segen – als Sakramentalie – voraussetze, dass es nicht nur gute Absichten gibt, sondern dass auch die "zu segnende Wirklichkeit objektiv und positiv darauf hingeordnet ist, die Gnade zu empfangen und auszudrücken, und zwar im Dienst der Pläne Gottes, die in die Schöpfung eingeschrieben und von Christus dem Herrn vollständig offenbart sind."

"Aus diesem Grund ist es nicht erlaubt, Beziehungen oder selbst stabilen Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe (das heißt außerhalb einer unauflöslichen Verbindung eines Mannes und einer Frau, die an sich für die Lebensweitergabe offen ist) einschließen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist."

"Das Vorhandensein positiver Elemente – die in sich betrachtet dennoch zu schätzen und hervorzuheben sind – in solchen Beziehungen ist trotzdem nicht in der Lage, diese zu rechtfertigen und sie daher rechtmäßig zum Gegenstand einer kirchlichen Segnung zu machen, weil diese Elemente im Dienst einer Verbindung stehen, die nicht auf den Plan des Schöpfers hingeordnet ist." 

Zudem führt die Glaubenskongregation einen weiteren Grund an: "Da die Segnungen für Personen in Beziehung zu den Sakramenten stehen, kann darüber hinaus die Segnung gleichgeschlechtlicher Verbindungen nicht als zulässig angesehen werden, weil sie in gewisser Weise eine Nachahmung oder einen analogen Hinweis auf den Brautsegen darstellen würde, der auf den Mann und die Frau herabgerufen wird, die sich im Sakrament der Ehe vereinigen."

Es gebe jedoch "keinerlei Fundament dafür, zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn".

Letzte Aktualisierung am 27.3.2021 um 17:29 Uhr mit weiteren Einzelheiten.

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