"Synodaler Weg" widmet sich der Frage, ob die Kirche überhaupt Priester braucht

Bischof Georg Bätzing feiert bei der 2. Synodalversammlung in Frankfurt am Main am 1. Oktober 2021 die heilige Messe in der Synodenaula.
Synodaler Weg / Maximilian von Lachne

Der umstrittene "Synodale Weg" widmet sich nun der Frage, ob die Katholische Kirche überhaupt Priester braucht. Dies hat die Synodalversammlung am gestrigen Donnerstag per Abstimmung beschlossen. Auch wurde angeregt, über ein LGBT-Sakrament zu diskutieren. 

Auf die Frage, ob es eine "Diskussion" über die Abschaffung des Priesteramtes geben soll, antworteten am gestrigen Freitag 95 Synodenteilnehmer mit "Ja". Nur 94 der Teilnehmer der Debattenveranstaltung stimmten "Nein". Nach der satzungsgemäßen Vorgabe, dass die einfache Mehrheit genügt, wird diese Frage beim "Synodalen Weg" offiziell diskutiert.

Auch hinsichtlich des Ehesakramentes gibt es Vorstöße, die beanspruchen würden, per Abstimmung eine Abkehr von der Lehre der Kirche zu erreichen. So wurde beispielsweise der Vorschlag gemacht, "die Sexualität nicht-heterosexueller Paare" zu einem Sakrament zu "machen".

Priestertum abschaffen?

Bei den Beratungen über einen Grundlagentext mit dem Titel "Priesterliche Existenz heute" stellten offizielle Teilnehmer die Frage, ob die Kirche überhaupt das sakramentale Priestertum brauche. Begründet wurde diese Anfrage mit dem Hinweis, dass Laien dadurch von einer "Partizipation" ausgeschlossen seien, während die "Machtstrukturen" der Priester innerhalb der Kirche verfestigt würden.

Der Antrag lautete, ob die zuständige Arbeitsgruppe der Frage nachgehen soll, ob es überhaupt Priester in der Katholischen Kirche braucht. Für den Antrag stimmten 95 Teilnehmer, 94 stimmten dagegen, dazu gab es neun Enthaltungen.

Somit wurde der Antrag angenommen und die Arbeitsgruppe des Synodalforums "Priesterliche Existenz heute" hat damit den Auftrag erhalten, diese Frage zu "diskutieren".

Damit besteht die Möglichkeit, dass die Forderung nach einer Abschaffung des sakramentalen Priestertums am Ende Eingang in die abschließenden "Beschlüsse" des ohnehin schon umstrittenen "Synodalen Weges" findet.

Teilnehmerin: "Die Sexualität von nicht-heterosexuellen Paaren zum Sakrament machen"

Ebenfalls am gestrigen Freitag fand eine erste Lesung des umstrittenen Grundtextes zum Synodalforum "Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft" statt. Mit 168 Ja-Stimmen bei insgesamt 214 Teilnehmern wurde die Textvorlage des Synodalforums IV angenommen.

Der Vorsitzende dieses Forums, Bischof Helmut Dieser von Aachen, erklärte, man möchte in Zukunft "von der Person" ausgehen und beispielsweise das Naturrecht nicht mehr in die Bewertung von Sexualität miteinfließen lassen, wie es die Kirche bislang seit 2000 Jahren getan hat und der heilige Papst Johannes Paul II. in der "Theologie des Leibes" weiter entfaltete.

Die nun von der Mehrheit angenommene Textvorlage sieht ebenfalls die Segnung homosexueller Verbindungen vor.

Einigen Teilnehmern gingen diese Vorstöße dennoch nicht weit genug. Mara Klein, Mitglied des "Cusanuswerkes der Katholischen Studierendengemeinschaft", sagte der Synodalversammlung wörtlich:

"Schon für die Familie wäre es angemessen, wenn unser Text diesen Schritt geht und die Sexualität nicht-heterosexueller Paare vollends entkriminalisiert und zum Sakrament macht."

In der Zwischenzeit hatte Bischof Stefan Oster von Passau sich für die Lehre der Kirche zu Sexualität und Ehe stark gemacht und betont, "dass die 'Theologie des Leibes' ein personalistisches Angebot ist." Die Sexualmoral der Kirche werde von vielen auch als "befreiend" empfunden, betonte Oster.

Kann man über Sakramente abstimmen?

Ob die Synodalversammlung am Ende für solche Vorschläge stimmt, ist vorerst unklar. Genauso unklar ist, betonen Beobachter, wie Papst Franziskus, der Vatikan und weite Teile der Weltkirche darauf reagieren würden, wenn deutsche Bischöfe und Funktionäre über die Sakramente der Kirche "abstimmen". Klar ist bislang nur, dass die Veranstaltung in Frankfurt beansprucht, dies zun zu können.

Beobachter weisen auch darauf hin, dass für eine diözesenübergreifende Umsetzung nach wie vor keinerlei Rechtswirkung besteht. Letztlich bleibt es jedem Diözesanbischof selbst überlassen, ob er "Beschlüsse" der Synodalversammlung in seinem Bistum in Kraft setzt.

Wie CNA Deutsch aus dem Umfeld des Vatikan erfuhr, beobachtet man in Rom diese Vorgänge weiter sehr genau. Bereits vor der Entwicklung am Freitag häuften sich Befürchtungen aus dem In- und Ausland, die Kirche in Deutschland könne durch den "Synodalen Weg" in eine Art "Nationalkirche" abdriften und sich mit einer Art "Reformation 2.0" durch ein neues Schisma von der Weltkirche abspalten.

Besonders ein Bruch der deutschen Bischöfe und Funktionäre mit der Sakramentenlehre der Kirche könne "das Fass zum Überlaufen" bringen und den Heiligen Vater noch mehr als bisher schon zum Eingreifen zwingen, merken Vatikan-Insider gegenüber CNA Deutsch an.

Der Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) definiert die Sakramente unter Punkt 1210 so:

"Die Sakramente des Neuen Bundes sind von Christus eingesetzt. Es gibt sieben Sakramente: die Taufe, die Firmung, die Eucharistie, die Buße, die Krankensalbung, die Weihe und die Ehe. Diese sieben Sakramente betreffen alte Stufen und wichtigen Zeitpunkte im Leben des Christen: sie geben dem Glaubensleben der Christen Geburt und Wachstum, Heilung und Sendung. Es besteht also eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den Stufen des natürlichen Lebens und den Stufen des geistlichen Lebens."

Frühe Warnungen vor dem theologischen Niveau des von der deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee deutscher Katholiken veranstalteten Prozesses gab es auch von deutschen Experten. So erklärte der Professor für Dogmatik an der Universität Freiburg im Breisgau, Helmut Hoping, in einem Interview mit CNA Deutsch, wörtlich:

"So wenig wie die Frage der Evangelisierung und der Katechese spielt beim 'Synodalen Weg' der Eucharistieglaube der Kirche eine Rolle. Ganz im Gegenteil: Die Stellung des Priesters in der Eucharistie wird in Frage gestellt, manche meinen, dass die Stellung des Priesters in der Liturgie sexuellen Missbrauch begünstige. Das Synodalforum 'Leben in gelingenden Beziehungen' hat eine Beziehung zur Frage des Ehesakraments. Denn das Forum optiert in der Mehrheit seiner Mitglieder für eine veränderte theologische Sicht nichtehelicher Lebensgemeinschaften und der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und wiederverheirateter Geschiedener."

Wie CNA Deutsch berichtete, hat eine Gruppe von Katholiken aus dem Bistum Essen eine offizielle Anfrage – ein sogenanntes Dubium – an die Glaubenskongregation in Rom gestellt, ob sich die Kirche in Deutschland nicht schon im Schisma befindet. Wie einer der Initiatoren Anfang September mitteilte, steht eine Antwort noch aus. 

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