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Deutsche Bischöfe begrüßen LGBT-Kampagne: "Synodaler Weg" soll Lehre der Kirche ändern

Eine Regenbogenflagge über dem Altar der Jugendkirche in Würzburg am 10. Mai 2021
Der Würzburger Bischof Franz Jung.
Bischof Helmut Dieser
Bischof Franz-Josef Overbeck
Erzbischof Stefan Heße von Hamburg
Bischof Heinrich Timmerevers

Mehrere Bischöfe in Deutschland haben eine breit angelegte, medial inszenierte LGBT-Kampagne unter Mitwirkung deutscher Priester und Mitarbeiter der Kirche begrüßt, die der Katholischen Kirche vorwirft, eine "diffamierende" Lehre zu "Geschlechtlichkeit und Sexualität" zu vertreten.

Die Lehre der Kirche müsse sich zum Thema Homosexualität und Geschlechtliche Identität ändern – und der deutsche "Synodale Weg" ist dafür das geeignete Mittel, dies zu erreichen: Das war die Botschaft von Bistümern und kirchlichen Verbänden am 24. Januar anlässlich der Kampagne "Out In Church".

Zur Kampagne – die eine eigene Webseite unterhält – gehören unter anderem ein Manifest, ein Fernsehfilm zur "Prime Time" in der ARD, Videos in den öffentlich-rechtlichen Medien, eine Buchpublikation und zahlreiche Berichte, Meldungen und Interviews in traditionellen wie sozialen Medien.

Die deutsche Bischofskonferenz veröffentlichte eine eigene, offizielle Stellungnahme des Aachener Bischofs Helmut Dieser am heutigen 24. Januar. Darin begrüßte Dieser "im Namen der deutschen Bischofskonferenz" die LGBT-Aktion mit der Begründung, die Kampagne sei "ein Zeichen dafür, dass wir daran arbeiten, dass ein solches Klima der Angstfreiheit in unserer Kirche herrschen muss und entstehen muss."

Bischof Dieser sagte im Video der Bischofskonferenz weiter: "Niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung oder seine geschlechtlichen Identität diskriminiert oder abgewertet oder kriminalisiert werden. Denn wir lernen auf dem Synodalen Weg, tiefer zu begreifen, dass eben die sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität Teil der Person ist und wir haben ein Menschenbild, das uns sagt, dass die Person unbedingt von Gott geliebt ist und in dieser Grundlegung gehen wir beim Synodalen Weg an die Themen der sexuellen Orientierung, der Identität, aber auch des Gelingens von Sexualität neu heran."

Er sei "überzeugt davon, dass wir dort im Synodalen Weg, insbesondere in unserem Forum, dass sich mit diesen Fragen auseinandersetzt, den Raum haben, um in konstruktiver Weise diesen Fragen zu entsprechen, so dass eben das was diese Gruppe die sich jetzt gezeigt hat am meisten will, Angstfreiheit, tatsächlich erreicht wird". 

Bischöfe begrüßen Kampagne

Das Bistum Essen teilte am Abend des 24. Januars mit, es unterstütze die "Initiative #OutinChurch". Bischof Franz-Josef Overbeck habe "bereits vor zwei Jahren die Kirche zu einer 'Entpathologisierung' der Homosexualität aufgerufen", so die Mitteilung der Diözese. Generalvikar Klaus Pfeffer beteilige sich im Rahmen der Kampagne an einem gleichnamigen Buch, das im Mai im Herder-Verlag erscheine. 

Bischof Franz-Josef Bode von Osnabrück teilte mit, er würdige die Kampagne als "einen mutigen Schritt von 125 queeren Mitarbeitenden der katholischen Kirche aus dem ganzen Land". Er forderte auch eine Änderung des Arbeitsrechts. Eine "verlässliche Lösung" könne der "Synodale Weg" leisten, so Bode.

Das Bistum Würzburg erklärte am heutigen Montag, die von Bischof Franz Jung eingesetzte diözesane "Arbeitsgruppe Regenpastoral" begrüße die LGBT-Kampagne. 

Bischof Heinrich Timmerevers von Dresden-Meißen lobte die "Outing"-Kampagne und dankte auf dem offiziellen Twitter-Account seines Bistums den Aktivisten für die "beeindruckenden Zeugnisse", für die er "sehr dankbar" sei.

Der offizielle Auftritt der Erzdiözese Hamburg veröffentlichte am heutigen Montag unter anderem Zitate und Bilder in den Sozialen Medien, auf denen Erzbischof Heße die LGBT-Kampagne begrüßte, die in den Medien und von katholischen Verbänden als "#OutInChurch" verbreitet worden ist.

Zudem teilte das Erzbistum Hamburg wörtlich auf Facebook mit, dass die LGBT-Kampagne "die diffamierenden Aussagen der kirchlichen Lehre zu Geschlechtlichkeit und Sexualität revidieren" will. Die Aktivisten forderten "einen Zugang zu den katholischen Sakramenten".

Heße erklärte dazu, auf dem "Synodalen Weg" sollten die Forderungen der LGBT-Kampagne umgesetzt werden: Die Debatte "sollte zu einer Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral und auch des kirchlichen Arbeitsrechts führen".

Weiter teilte der Hamburger Erzbischof mit, er habe "Respekt vor den Menschen, die sich in dieser Aktion zu ihrer sexuellen Orientierung bekennen".

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Eine Kirche, in der man sich wegen seiner sexuellen Orientierung verstecken muss, kann nach meinem Dafürhalten nicht im Sinne Jesu sein. Wir sind stets zur Authentizität und Transparenz aufgerufen vor Gott und selbstverständlich auch voreinander! Davor darf und soll es keine Furcht geben", so Heße.

"Dieses Thema wird auch beim Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland behandelt. Hier beteilige ich mich an der Diskussion. Sie sollte zu einer Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral und auch des kirchlichen Arbeitsrechts führen."
 
Nach Angaben der offiziellen Seite der deutschen Bischofskonferenz haben "sich rund 125 queere Menschen in der katholischen Kirche geoutet, die nach eigenen Angaben haupt- und ehrenamtlich in kirchlichen Einrichtungen beschäftigt sind".
 
Der öffentlich-rechtliche Rundfunksender ARD unterstützt die Kampagne online und prominent im Fernsehen mit dem Film "Wie Gott uns schuf: Coming Out in der Katholischen Kirche". Auch die "Bild"-Zeitung porträtierte am heutigen Montag kirchliche Mitarbeiter in homosexuellen Beziehungen, darunter sich selbst als "schwul" identifizierende Priester. 
 
Neben der offiziellen Unterstützung geht es auch um das Arbeitsrecht: LGBT-Aktivisten fordern unter anderem, das kirchliche Arbeitsrecht so zu ändern, "dass ein Leben entsprechend der eigenen sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität" nicht zur Kündigung führe.

Auch mehrere katholische Verbände hätten sich in Deutschland mit der Kampagne solidarisiert. 

Lehre der Kirche zu Homosexualität

Der Katechismus der Katholischen Kirche beschreibt homosexuelle Handlungen – wie auch andere, aus katholischer Sicht unmoralische Sexualakte – als "in sich nicht in Ordnung" oder "ungeordnet".

Menschen mit homosexuellen Neigungen werden nicht als "in sich nicht in Ordnung" bezeichnet.

Der Katechismus behandelt die Frage der Homosexualität in seinem Abschnitt über die Berufung zur Keuschheit, zu der aus kirchlicher wie biblischer Sicht alle Katholiken berufen sind.

"Die Geschlechtslust ist dann ungeordnet, wenn sie um ihrer selbst willen angestrebt und dabei von ihrer inneren Hinordnung auf Weitergabe des Lebens und auf liebende Vereinigung losgelöst wird." (KKK 2351)

Wie ihre Geschwister im Glauben sind auch Menschen mit homosexuellen Neigungen "zur Keuschheit berufen", betont der Katechismus.

"Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt; für die meisten von ihnen stellt sie eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen."

Auch homosexuell veranlangte Menschen "sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen", fährt der Katechismus in Absatz 2358 fort.

Letzte Aktualisierung am 24. Januar 2022 um 19:24 Uhr mit weiteren Einzelheiten.

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